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Tango


2/4-Takt, 33 - 34 Takte/Minute

I. Geschichte

Die Geschichte des Tango ist insofern verwirrend, da sich im 19. Jahrhundert in verschiedenen südamerikanischen Ländern Tänze unter diesem Namen bildeten (Uruguay, Brasilien, Cuba und Argentinien). Eine Gemeinsamkeit lässt sich jedoch finden: Alle diese Tänze wurden von Schwarzen getanzt, sodass deren Ursprung mit Sicherheit in Afrika zu suchen ist. Das Wort Tango erscheint 1808 zum erstenmal in Montevideo. Auf Cuba wird das Wort für ein Negerfest verwendet. Im Jahre 1870 taucht in Montevideo wiederum der "Tango de la raza africana" auf. Tango bedeutete bald Trommel, Fest, Einzeltanz, erst später Paartanz.

Seit spätestens 1870 wurde die Habanera, ebenfalls ein afrocubanischer Tanz in Brasilien Tango genannt. Die Habanera hatte, wie auch die typischen brasilianischen Negerlieder und Tänze bereits den gleichen Rhythmus wie der heutige Tango.

Aus der Habanera entwickelte sich in den Hafenvierteln von Montevideo die Milonga mit erweiterten Schrittmustern. Die Vorwärtsbewegung wurde plötzlich unterbrochen und es entstand die Figur Corte = Schnitt vom spanischen cortar = abschneiden.

In Argentinien konnte sich der neue Tanz nicht auf Anhieb durchsetzen. Erst als sich gegen 1900 die volkstümlichen Kleinkunstbühnen von Buenos Aires der Milonga annahmen, wurde diesem Tanz der gewünschte Erfolg zuteil. Aus der wilden Milonga wurde der salonfähige Tango, aus dem frechen und leichtsinnigen Tanz ein eher schwermütiger, romantisch-sentimentaler Tanz.

In Paris wurde der Tango Argentino als neuer Gesellschaftstanz am Anfang des 20. Jahrhunderts begeistert aufgenommen (erstes Tangoturnier 1907 in Nizza). Es folgten Einladungen für die französischen Tangotänzer nach England, und 1912 gab es vorallem in London und Paris Tango-Parties, Tango-Teas, Tango-Soupers. In den Restaurants wurden zum erstenmal Tanzflächen angeboten (Premiere dazu hatte das Savoy in London).

Wie zu erwarten war, wurde der Tango heftig bekämpft: Die englische Zeitung "Times" nannte ihn 1913 einen höchst unschicklichen Tanz, der deutsche Kaiser verbot ihn für seine Offiziere, der Papst ächtete den neuen Tanz. Grund für die Ablehnung des Tango waren nicht nur die Bewegungen sondern vorallem die Abstammung ("Negertanz"). Da man ihn nicht verdrängen konnte, kam man auf eine Fülle von Ideen:

Es wurden Dichter damit beauftragt, die Ursprünge des Tangos bei den Griechen aufzuspüren. Als dies nicht gelang, versuchte man nachzuweisen, dass die argentinische Gesellschaft den Tango ablehnte, dass er nur privat in Häusern von schlechtem Ruf getanzt würde, dass Tangomusik für argentinische Ohren eigentlich ein Gräuel sei.

Alles nützte nichts: Wie bereits beim Wiener Walzer triumphierte auch diesmal das Neue über alle Moralisten und Konservativen. Auf verschiedenen Tanzlehrerkonferenzen in England von 1920 - 1929 wurde der Tango endgültig geformt und standardisiert und praktisch alle auch heute noch getanzten Grundschritte schriftlich formuliert. Auch der Papst hob sein Verbot auf, empfahl jedoch, statt des Tangos die Turlana zu tanzen, einem Volkstanz aus seiner venetianischen Heimat.



II.Tipps

- Obwohl die Haltung im Tango kompakter ist, Oberlinie und Arme nicht verspannen

- Kompression ermöglicht kraftvolleres Tanzen

- Aus Promenaden sollte der erste Schritt (slow) erst auf 2 getanzt werden, also kein slow und dann Pause

- Harte und weiche Elemente sollten sich abwechseln

- Ein gutes Tangoprogramm sollte, wie alle anderen Turniertänze auch, phrasiert sein, um das Ziel, Musik in Bewegung umzusetzen, optimal zu erreichen

- Der Tango ist der einzige Standardtanz, bei dem der linke Arm des Herrn in einigen wenigen Figuren führungstechnisch eingesetzt werden darf (Progressive Link, Contra Check, Right Lunge). Danach sollte er jedoch wieder die normale Spannung einnehmen, d.h. gerade genug Spannung, um den eigenen Arm noch selbst tragen zu können

- Die Füsse dürfen, im Gegensatz zu den anderen Standardtänzen, nicht über den Boden gezogen werden, sondern werden jeweils gesetzt

- Bei den Rückwärtsschritten darf der Herr den freien Fuss deshalb nicht über die Ferse zurückziehen (z.B. Schritte 3 und 4 der Reverse Turn).

Michael Scherer



Musikbeispiel

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