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Rivella Swiss Dancesport Event 2004

World-Cup Salsa - Weltmeisterschaft Disco-Swing
Schweizer Meisterschaften Latein und Standard

Rivella Swiss Dancesport Event 2004

Eine Mammutveranstaltung mit Höhen und Tiefen



Vorbemerkungen (erscheinen nur auf der Homepage, nicht im CH-Tanz)

Wohl kaum eine andere Schweizer Meisterschaft in der 50-jährigen Geschichte des Schweizer Tanzsport Verbandes hat so hohe Wellen geworfen wie die diesjährige Schweizer Meisterschaft. Früher waren zwar auch nicht immer alle Zuschauer mit den Resultaten einverstanden. Aber dieses Jahr waren in den Augen vieler die Deutlichkeit der Resultate und teilweise sogar das Resultat an und für sich der Spitzenpaare in gleich drei Kategorien fragwürdig: Hauptklasse Latein, Hauptklasse Standard und Senioren 1 Standard.

Der Verdacht der Resultat-Manipulation wurde durch das ungeschickte Verhalten des Schiedsgerichts noch genährt: So verweigerte man uns, nach Aussage des Schiedsgerichts-Obmanns auf STSV-Vorstandsbeschluss und explizit nur für uns geltend, zum ersten Mal die Herausgabe der Marks-, Final- und sogar der TEL-Listen (TEL = Turnier Ergebnis Liste), Unterlagen, die wir für eine ausgewogene Berichterstattung benötigen und bisher immer anstandslos erhalten haben.

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Schiedsgericht-Obmann eigenhändig gehandelt hatte und der STSV-Vorstand, zumindest was die Herausgabe der Listen betrifft, keinen Einfluss genommen hatte.

(In der Zwischenzeit haben wir alle nötigen Unterlagen erhalten.)



Jetzt könnte man natürlich die Angelegenheit einfach auf sich beruhen lassen und ganz dem heutigen Zeitgeist entsprechend nur die positiven Aspekte hervorheben. Die Organisatoren der Schweizer Meisterschaft hätten das sogar praktisch auf der ganzen Linie verdient, haben sie doch in einem unglaublichen Kraftakt einen Riesenanlass, eben eine Mammutveranstaltung auf die Beine gestellt, die ihresgleichen sucht.

Damit würde man aber den Ereignissen nicht gerecht.

Im offiziellen Marketing-Bericht des veranstaltenden Klubs war nach der Schweizer Meisterschaft u.a. zu lesen:

"...Hauptsächlich konnten aber unsere Schweizermeister in der Latein Hauptklasse Kliment Jan / Hafner Laura sowie auch die Schweizermeister in den Standard-Tänzen Hauptklasse Zunker Markus / Antonenko Tetjana das Publikum begeistern. Sie boten das Beste, was es in der schweizer Tanzszene zu sehen gibt..."

Und damit würde man den jeweils zweitplatzierten Paaren nicht gerecht, boten diese Paare doch ebenfalls das Beste und in den Augen vieler sogar noch Besseres als die Erstplatzierten. Zudem gibt, in den Hauptklassen Latein und Standard, gerade die Deutlichkeit der Siege zu denken (die Sieger gewannen jeweils alle Tänze) und bei den Senioren 1 das ganze Resultat der Top-Zwei.



Die schweizer Tanzszene hat reagiert und insbesondere die Rechtmässigkeit des Resultates bei den Senioren 1 Standard angezweifelt (u.a. aufgrund der gezeigten Leistungen der Paare und wegen möglichen Interessenskonflikten/vorhandener Familienbande Vorstand-Paar). Auf Antrag wurden die Wertungsrichter-Zettel der Finalwertung bei den Senioren 1 Standard nochmals überprüft. Auf der STSV-Homepage war denn auch zu lesen:

SM Finale Standard Senioren I
[Ressort Turniere / B. Helbling] "Aufgrund des sehr knappen Ausgangs dieser Klasse wurden die Wertungsrichterzettel nachträglich nochmals durch 3 verschiedene Personen per Hand und/oder PC nachgerechnet. Alle kamen auf das gleiche Ergebnis wie publiziert."

Kommentierung Resultate Standard Sen I
[Jürg Briner] "Das spannend ausgegangene Finale der Meisterschaft Standard Sen I war auch vom Resultat her sehr knapp. Von den zu vergebenden 35 EINSEN (5 Tänze à 7 Wertungsrichter) verbuchten die ersten beiden Paare 34 für sich, und von den zweiten Plätzen verbuchten sie 32. Das heisst, die ersten beiden Paare erhielten lediglich 4 mal die DREI, wobei sie sich auch diese wiederum teilten (je 2 DREIEN).

Im knappsten Tanz (Man kann nicht sagen dieser Tanz sei entscheidend gewesen, da in EW, TA und QS eine einzige EINS mehr genügt hätte, um ihn und damit die Meisterschaft zu gewinnen. Lediglich im Foxtrott stand es 5 EINSEN gegen 2 EINSEN für den späteren Meister), dem Wiener Walzer, bekamen eben gerade beide je eine DREI (Hier wäre es am einfachsten gewesen, dem anderen die entscheidenden Punkte abzunehmen). Paar Nr. 77 war, das hier eventuell die entscheidenden Punkte gewann, es erhielt eine EINS und eine ZWEI (Nur, wer hätte diese denn bekommen?). Dieses Paar ertanzte auch in Tango und Quick Step eine weitere ZWEI.
Schlussendlich wurde die SM zugunsten Stein/Streckeisen entschieden, weil gemäss Reglement das Paar mit mehr EINSEN über alle Tänze gewinnt, solange diese Anzahl das absolute Mehr erreicht. Mit 18 zu 16 Einsen war dies der Fall (Absolutes Mehr bei 17).
Was soll man daraus lernen? Nun, rechnerisch gesehen spielt es keine Rolle, in welchem Tanz man mehr EINSEN gewinnt als die Konkurrenz. Aber bezüglich Effizienz ist es natürlich am einfachsten, den WW zu gewinnen. Wer den Wiener Walzer nicht gewinnen kann muss in diesen eben mehr investieren. Und weil sich die wenigsten Paare dem Wiener Walzer widmen, ist es eigentlich das effizienteste, hier eine bessere 'Falle' zu machen. Wohl bemerkt, zusätzlich, nicht anstelle, sonst verliert man einen andere Tanz..."

Mit der Kontrolle der Wertungsrichter-Zettel konnte zumindest ein Verdachtsmoment entkräftet werden.



Quelle: STSV-Homepage



Wie objektiv ist ein Fan?

Als Fan eines einzigen Paares kann man leicht die Objektivität verlieren, das ist Teil des Fanens und auch nicht weiter schlimm. Ein Berichterstatter hat jedoch die Aufgabe, auch wenn er Fan von einem oder mehreren Paaren ist, die Ereignisse möglichst objektiv zu schildern. Dass er damit je nachdem praktisch niemandem eine Freude macht, ist sein (in diesem Fall mein) Pech.

Meine Frau Evelyne und ich sind z.B. Fans von Fabienne Liechti/Sven Ninnemann und von Laura Hafner/Jan Kliment (Hauptklasse Latein) und ebenfalls von Corinne Roost/Thomas Szegö und von Tetjana Antonenko/Markus Zunker (Hauptklasse). Das ist durchaus möglich, bieten doch alle 4 Paare begeisterndes und professionelles Tanzen. Unsere grösste Freude ist es, wenn sich diese Spitzenpaare packende Duelle liefern und die Wertungen den gezeigten, beinahe ebenbürtigen Leistungen entsprechend knapp ausfallen.

Genau dies war an der diesjährigen Schweizer Meisterschaft nicht der Fall: die Paare lieferten sich zwar packende Duelle und zeigten beinahe ebenbürtige Leistungen, aber die Mehrheit des Wertungsgerichts fällte seine Entscheidung eindeutig, zu eindeutig.

Im unten folgenden Bericht wird deutlich, wie ich die Sache sehe. Ich habe mich dabei wie immer um grösstmögliche Objektivität bemüht.



Vielen Lesern wird der Bericht zu wenig weit gehen, sie würden vielleicht gerne die Worte Skandal, Manipulation, Schiebung u.ä. lesen, was mündlich häufig geäussert wurde. Diesen sei gesagt:

1. ohne Beweise sollte man nicht deutlicher werden

2. die Siegerpaare haben es nicht verdient, dass ihnen die Freude am Sieg gemindert wird

3. bin ich einmal mehr der Einzige der Berichteschreiber, der einigen Resultaten der diesjährigen Schweizer Meisterschaft skeptisch gegenübersteht bzw. es auch formuliert und der - abgesehen von den Paarkritiken - weitere konstruktiv-kritische Anmerkungen zur Schweizer Meisterschaft schreibt (s. demnächst erscheinendes CH-Tanz)

Anders ausgedrückt: Es steht jedem frei, sich ebenfalls und ähnlich oder anders und deutlicher zu äussern.



Zum Schluss der Vorbemerkungen sei klar darauf hingewiesen: Die meisten der negativen Faktoren dieser Schweizer Meisterschaft waren resultatmässiger Natur. Dafür können die Organisatoren, der Tanzsport Club Olten, nicht verantwortlich gemacht werden.



Nachtrag zu den Vorbemerkungen

Nach der Schweizer Meisterschaft zufällig entdeckt: Kürzlich erschien auf der englischen Homepage "Dance Sport Info" ein Interview mit Donnie Burns, das u.a. genau obige Themen behandelt. Ein Abschnitt daraus:

Dancesportinfo: "I am very much interested in your opinion about one of the most controversial subjects: judging. Obviously you have heard many times from people that judging is biased or unfair, that judges in themselves are unfair. How serious is this problem? Or perhaps, how much is it exaggerated by unsuccessful competitors?"

Donnie Burns: "OK, it is a very big question. I would be lying if I said that politics did not exist in dancing. I believe that there is politics in dancing, of course. And I wouldn't pretend otherwise. But I believe that there is politics in almost everything in life. But I don't think it's out of proportion in the dance world to anything else.

It was always open to that criticism because it's subjective sport. It's not a ball in the net or the ball in the hole. It is subjectively judged sport. Therefore it will always be open to that criticism, always has been and always will be. I also believe that, for what I am led to believe, it is different in different countries. There are some eastern block countries in which not by lessons but by money there are allegations of fixing the results...

I have to say, with my hand on my heart, that I believe that over a period of, for example, a year all over the world the best dancers win. There will always be allegation of a problem of, if you have lessons with teacher X, teacher X will mark you. It's not a perfect system. The alternative is even worse. The alternative is that these top people don't judge and then you have other people who judge. They've tried that in ice-skating for example, I was talking to the gentleman in the ice-skating, the guy called Courtney Jones, who was telling me it was an unmitigated disaster! So I don't think that there is a better alternative...

I am quite sure that an organiser could if they put their mind to it, possibly set up result for one couple on one night. I am sure that's possible. But I am also sure that they wouldn't be able to set up the rest of the world for the rest of the year! I don't think that's possible."



Rivella Swiss Dancesport Event 2004



Der Bericht

Der Tanzsport Club Olten ist bekannt für seine ausgezeichnet organisierten Anlässe in grösserem oder kleinerem Rahmen. Entsprechend hoch waren die Erwartungen auf einen der grössten je in der Schweiz durchgeführten Tanzsport-Events. Die Erwartungen wurden bezüglich der Organisation zum Teil sogar mehr als erfüllt.



Datum des Grossanlasses: 24.–26.9.004

Ort: Stadthalle Olten

Veranstalter: Tanzsport Club Olten

OK-Präsident: Adriano Ciabuschi

Turnierleitung: Claudia Mielitz

Personal: Otto Born
Logistik: Rolf Bandhauer
Finanzen: Emilio Miranda
Sekretariat: René Giopp
Moderation: Michael Lutz
Regie: Pierino Guardiani
Marketing und PR: Kathrin Müller

Vorbereitungszeit: rund 2 Jahre

Budget: Fr. 250’000.–

Titelsponsor: Rivella AG

Ballorchester: Pepe Lienhard



Durchgeführte Turniere: World-Cup Salsa (Freitag), Weltmeisterschaft Disco-Swing (Freitag und Samstag), Schweizer Meisterschaften Turniertanz (Samstag und Sonntag) über alle Kategorien und Altersklassen (Schüler, Junioren, Hauptklasse, Senioren 1 und 2, Latein und Standard)

Anzahl Teilnehmer: 342 = 171 Paare

Schüler K3: 5 Paare (Vergleich zum Vorjahr: –1)

Junioren K3: 5 Paare (–2)

Standard HK: 23 Paare (+1*)

Latein HK: 57 Paare (–7*)

Standard Senioren 1: 8 Paare (–4*)

Standard Senioren 2: 22 Paare (+2*)

* = Vergleich zum Vorjahr berücksichtigt nur die B-S-Paare, da letztes Jahr nur die B–S-Paare startberechtigt waren, dieses Jahr aber alle Klassen


Salsa: 20 Paare aus 6 Nationen

Disco-Swing: 31 Paare aus 4 Nationen

Anzahl Tanzrunden: 27 (Freitag: 7; Samstag: 10; Sonntag: 10)



Die Turnierpaare waren im Vorfeld der Veranstaltung von Claudia Mielitz (Turnierleitung) bestens über den Anlass informiert worden. Sie konnten separat parkieren und einen separaten Eingang benützen. Eine Coiffeuse, eine Visagistin und ein Masseur waren organisiert worden. Zudem gab es Gratis-Sitzplätze für alle teilnehmenden Paare. Vorbildlich!

Der Weg zum Tanzevent war sehr gut beschildert. Da in der nächsten Umgebung nicht genügend Parkplätze vorhanden waren, konnten die Zuschauer etwas weiter entfernt parkieren. Von dort wurde man per Taxi-Shuttle-Service zur Halle gefahren.

Die festliche Atmosphäre innen wurde nicht zuletzt von den schönen Dekorationen und den vielen Kerzen hervorgerufen. Die Grösse der Tanzfläche war perfekt.

Die Eintrittspreise waren moderat. So konnte man z.B. am Samstag Nachmittag für nur Fr. 10.-- auf allen Plätzen begeisternden Tanzsport erleben (Hauptklasse Latein bis und mit Halbfinale, 1. Runde Senioren 1 und Halbfinale Disco-Swing). Es gab 3-Tages-Kombi-Tickets (Freitag-Sonntag) zwischen Fr. 60.-- und Fr. 152.--. Einzig die Einzel-Eintrittspreise vom Samstagabend (Gala-Nacht) zwischen Fr. 70.-- und Fr. 90.-- an den Tischen könnten hinterfragt werden, bekam man dafür doch nur 3 Runden Tanz und eine Show zu sehen.

Geschenke für die Finalisten: u.a. Reisetaschen und Badetücher, was besonders bei den Schülern und Junioren lustig anzuschauen war - die Taschen waren so gross, dass die kleineren Tänzer beinahe darin Platz gehabt hätten.



Die Kehrseite der Medaille

Am Samstag gab es unzählige und unnötige Verzögerungen, u.a. hervorgerufen durch viel zu lange (und viel zu laute) Musikteile zwischen der Einzelvorstellung der Wertungsrichter, der Paare usw. Die erste Zwischenrunde der Hauptklasse Latein fand bereits mit 50 Min. Verspätung statt (14.30 Uhr anstatt 13.40 Uhr). Noch schlimmer war es am Abend: Der Senioren 1-Final fand erst um Mitternacht statt (24.00 Uhr anstatt 23.00 Uhr), als viele Zuschauer den Saal bereits verlassen hatten.

Der Zeitplan vom Samstagabend war nicht wirklich paar- und publikumsfreundlich. Auf 20.00 Uhr war einer der absoluten Höhepunkte der Veranstaltung, das Finale der Hauptklasse Latein, angesetzt. Für die Paare entsprach dies, nach einer längeren Pause, einer neuen ersten Runde, die zugleich die letzte war, ohne dass sie sich auf die neuen Bedingungen am Abend einstellen konnten. Ein grosser Teil des Publikums war erst am Abend gekommen, hatte die Nachmittagsrunden also nicht miterlebt. Die Zuschauer sassen kaum auf ihren Plätzen, schon begann das Finale. Ein Teil des Mitfieberns und der Spannung, wer kommt ins Finale etc., fiel dadurch weg. Ein mehrmaliges Erleben der Latein-Paare wurde nicht geboten. Damit fiel die Identifikationsmöglichkeit mit einem sich in mehreren Runden herauskristallisierenden Lieblingspaar weg. Ein unwichtiger Aspekt? Für uns, die Paare und viele andere Zuschauer nicht.

Wünschenswert gewesen wären drei, falls sich das zeitlich gar nicht machen lässt, zumindest zwei Lateinrunden am Abend. Dazwischen die Senioren 1 und Disco-Swing und Publikumstanz. Deshalb kommen die Zuschauer. Und das von den Zuschauern Gewünschte sollte ihnen geboten werden.

Das leidige Thema Lautstärke: Am Samstag wurde der „Sound“ von so genannten Profis hergestellt. Die Lautstärke war ohrenbetäubend und eine Zumutung! Dies gilt auch für die Pepe Lienhard-Show, bei der der Genuss wegen der Lautstärke auf ein Minimum sank. Wenn Lautstärke mit Qualität verwechselt wird, ist dies ein Armutszeugnis für die Tontechniker!

Am Sonntag war der altbewährte Stefan Frehner sowohl für die Musik wie auch für die Lautstärke zuständig. Und siehe da: es geht auch anders! Die Lautstärke war auf einem vernünftigen Niveau, die Musik hervorragend. Kompliment!



Freitag: World-Cup Salsa

Aus dem Marketing-Bericht des TSCO: „Der Weltcup Salsa, am Freitag durchgeführt, wurde von dem fantastisch tanzenden Paar mit der Nummer 52 aus der Türkei (Duygu Ural / Aytunc Benturk) gewonnen! Dieses Paar bot absolut korrekte Salsa-Tanzschritte kombiniert mit einer perfekten Show, die unsere Gäste mit minutenlangen Applausstürmen honorierten. Ebenfalls wurden am Freitag die Vorrunden der Disco-Swing Weltmeisterschaft ausgetragen...“ (Kathrin Müller, Ressortleiterin Marketing/PR, TSCO)



Samstag: Zwei amtierende Meister entthront

Am Samstag standen die Hauptklasse Latein, die Standard Senioren 1 und das Halbfinale und das Finale der Disco-Swing-Weltmeisterschaft auf dem Programm. Die offizielle Zuschauerzahl betrug abends beeindruckende 1'443 Gäste!



Hauptklasse Latein: Resultat zu deutlich

Hauptklasse Latein: Die Präsentation der Mehrheit der Latein-Paare war eine Freude! So viel positive Energie ist da im Vorfeld der Meisterschaft ins Training, in die Kleider, in die Frisuren, in die Aufmachung geflossen. Fabienne Liechti traf wohl von allen Teilnehmerinnen die latein-amerikanische Präsentation am besten. Ihr Kleid war bezaubernd, brasilianisch, bunt, geschmackvoll.

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Fabienne Liechti

Natürlich war man besonders gespannt auf das grosse Duell der zwei schweizer Latein-Cracks Fabienne Liechti/Sven Ninnemann und Laura Hafner/Jan Kliment (erstmals dabei und international ebenso erfolgreich und routiniert wie Liechti/Ninnemann). Und die Zuschauer wurden nicht enttäuscht: Beide Paare signalisierten von Anfang an ihre Titelambitionen, zeigten sich hervorragend vorbereitet und motiviert und boten ausgezeichnetes Tanzen.

Die zwei Spitzenpaare sind einander tänzerisch ziemlich ebenbürtig auf einem erfreulich hohen, internationalen Niveau. Der Stil ist jedoch völlig verschieden, weshalb sie relativ schwer zu vergleichen sind und die Entscheidung zumindest zum Teil Geschmackssache ist.

Laura Hafner und Jan Kliment drängten sich mehr auf (Extraversion/Show gepaart mit Können). Ihre Linien strahlten bis an die Wände und die Decke aus. Der langsame Rumba-Teil war spektakulär (Schatten-Position, Herr schräg links hinter Dame, beide auf rechtem Bein, so vollführten sie ein extrem langsames Aerial Ronde). Sie wirkten allerdings härter als ihre Kontrahenten. Das goldene Kleid der Dame unterstrich die Titelambitionen.

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Laura Hafner und Jan Kliment

Fabienne Liechti und Sven Ninnemann tanzten ebenfalls vom ersten Augenblick an voller Elan, zeigten solides, gekonntes Tanzen, gute Choreografien, einen wunderschönen Spin in der Rumba, eine gute Mischung von Posen, Linien und Basic, tanzten besonders partnerbezogen, jederzeit geschmackvoll in der Bewegung und im Ausdruck und hatten klare Vorteile in den weicheren Tänzen Samba und Rumba, die sie entsprechend deutlich hätten gewinnen müssen. In den anderen Tänzen waren Laura Hafner und Jan Kliment etwas spritziger (und etwas ausgeglichener).

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Fabienne Liechti und Sven Ninnemann

Gesamthaft geht das Resultat 1. Hafner/Kliment, 2. Liechti/Ninnemann in Ordnung. Allerdings hätte keines der zwei Top-Paare jemals eine tiefere Bewertung als 2 erhalten dürfen.

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Siegerehrung Hauptklasse Latein



Kurznotizen:

Die erfolgreichen jungen Paare, die nun in der Hauptklasse tanzen, lassen für die Zukunft hoffen. Sie tanzen gute Choreografien und zeigen damit ihre Persönlichkeit ohne eine Kopie von jemandem zu sein. Sie sind energiegeladen und haben jede Menge Kondition.

Stellvertretend für die vielen D- und C-Paare, die erstmals zusammen mit den B-S-Paaren an der Schweizer Meisterschaft teilnehmen durften, sei ein Paar erwähnt, das uns von Anfang an aufgefallen ist: Pauline Dubois und Frédéric Da Rocha. Sie haben uns mit ihrer jugendlichen Frische, ihrer sympathischen Präsentation, ihrem guten Tanzen und ihrer Harmonie in ihren Bann gezogen. Sie passen bestens zusammen und haben bestimmt eine grosse Karriere vor sich. Dass sie bestes C-Paar waren und neben allen D- und C-Paaren auch noch 10 B- und 2 A-Paare hinter sich lassen konnten, hat uns überhaupt nicht überrascht. Weiter so!

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Frédéric Da Rocha und Pauline Dubois



Zusätzliche Kurznotizen (dieser Teil erscheint nicht im CH-Tanz):

Zur Gesamtpräsentation eines Paares gehört neben dem guten Tanzen nicht nur das Aussehen, das Grössenverhältnis, die Kleider, Frisur, Schminke etc. sondern auch das Auftreten bei der Vorstellung, beim Betreten und Verlassen der Tanzfläche und beim Aufstellen in jedem Tanz, auch die Qualität des Ausweichens, die Rücksichtnahme gegenüber den anderen Paaren und den Wertungsrichtern, vieles, was in England als "behaviour on and off the floor" (Auftreten/Verhalten auf und neben der Tanzfläche) bezeichnet wird.

Diese Schweizer Meisterschaft hat wieder einmal eindrücklich gezeigt, wie gross der Einfluss auf das Resultat sein kann, wenn auch nur ein einziger der obigen Punkte nicht optimal erfüllt ist. Am im wahrsten Sinne des Wortes am meisten ins Auge stechend sind die Kleider. Wohl dem, der eine weise Wahl trifft oder sich gut beraten lässt! Der erste Eindruck zählt!

Die Tanzfläche in Olten war zwar gut beleuchtet, aber die Umgebung und der Hintergrund waren bereits tagsüber ziemlich dunkel. Da waren Kontraste gefragt, eher helle, leuchtende Farben. Wer ein schwarzes oder dunkles Kleid trug, hatte es schwerer.

Wohlgemerkt, wer weltberühmt ist und über eine überragende Tanzqualität verfügt wie z.B. die amerikanischen Latein-Supertänzer Katsevman/Manusova, kann bedenkenlos über Jahre hinweg und auf jeder Tanzfläche schwarz tragen (was die zwei seit Jahren praktizieren). Dann verdient diese Philosophie (wir wollen nicht wegen unseren Kleidern, sondern wegen unserem Tanzen gut bewertet werden) höchste Hochachtung! Aber wer erreicht schon diese Tanzqualität?

Natürlich hatten die stehenden Wertungsrichter auch in Olten einen anderen Winkel zu den Paaren als die sitzenden Zuschauer und Fotografen, die die Paare praktisch immer "nur" vor dem dunklen Hintergrund sahen. Bei günstigen Voraussetzungen war ein dunkel gekleidetes Paar für die Wertungsrichter auch einmal vor dem hellen Flächenhintergrund zu sehen. Aber auf diese günstigen Voraussetzungen sollte man sich nicht verlassen.

Auffallend an dieser Schweizer Meisterschaft war zudem, wie wenig sich die Wertungsrichter auch bei den stationären Tänzen bewegt haben. Die meisten blieben wie angewurzelt auf ihren Plätzen stehen (was ihr gutes Recht ist), aber dadurch mag ihnen das eine oder andere "dunkle" Paar vor dunklem Hintergrund durch die Lappen gegangen sein.

Beispiel gefällig?

Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Margherita D'Agnano und Walter Serra

(Der Hintergrund ist deshalb relativ hell, weil ich zwei starke
Blitzlichter verwendet habe. Ohne Blitz war er sehr dunkel.)

Dieses Paar hätte aufgrund seiner Tanzqualität nie und nimmer in den Hoffnungslauf gehört. Die Wertungsrichter hatten in der Vorrunde die Aufgabe 12 Marks zu verteilen. 14 Paare erhielten mehrheitlich deutlich mehr Marks als Margherita D'Agnano und Walter Serra. Erst in den Folgerunden wurde die Qualität dieses Paares erkannt (2 x Full House = 35 Marks), sie zogen in der Folge verdient in das Halbfinale ein und erreichten den guten 11. Platz.

Andere Paare haben meiner Meinung nach teilweise auch wegen den zu dunkeln Kleidern einen besseren Platz vergeben.

Nicht dazu gehören Maria del Mar und Michael Gubser, eines der absoluten schweizer Top-Paare, die zwar anfänglich in schwarzem Outfit getanzt hatten, dann aber gut beraten oder sowieso geplant zu weiss wechselten.

Rivella Swiss Dancesport Event 2004 Rivella Swiss Dancesport Event 2004

Die Wertungsrichter der Schweizer Meisterschaft kennen die meisten teilnehmenden Paare nicht, zum Glück. Da ist es umso wichtiger und legitim, dass man sich aufdrängt.



Es folgen weitere Notizen zu einzelnen Paaren (wild durcheinander, ohne absichtliche Reihenfolge):

Letizia Bevilacqua und Frédéric Havez: Die Frisur des Herrn sollte überdacht werden, der optische Eindruck war dadurch etwas gestört. Aber das Tanzen war erstklassig mit Gefühl, gutem Partnerin-/Partner-Bezug, mit Vertrauen, mit Sicherheit in der Ausführung, mit Funken, die zu den Zuschauern herübersprangen, mit Geschichten, die tanzend erzählt wurden… Die Musik war ausgefüllt, jeder Moment ausgetanzt, es knisterte im Paar, sie kreierten Atmosphäre. Es war eine Freude zum Zuschauen! (4. Platz)

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Immer wieder beeindruckend: Die sehr persönliche Präsentation und die Bewegungsweise von Nadine Müller, die unverwechselbar und unkopierbar tanzte, sie macht es ihrem Partner nicht leicht, daneben zu bestehen. Positive Ausstrahlung, sehr schöne Erscheinung. (10. Platz)

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Béatrice Debrunner und Michel Gelin: Fallen immer positiv auf, immer elegant, sowohl im Standard wie im Latein, ein Hoffnungspaar für die Schweiz (10-Tanz). Noch nicht ganz ausgeglichen, trotzdem zu schlecht weggekommen. (18. Platz)

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Maria del Mar und Michael Gubser: Mit neuen, positiven Impulsen, mehr Tanz und weniger Kraft, mehr Gefühl als sonst, Individualität, unverwechselbar, auf gutem Weg, hätten durchaus weiter vorne sein können. (6. Platz)

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Rossella Sedicina und André Boss: Haben noch nie so gut getanzt, zeigten viel mehr Elan und Konstanz als früher, präsentierten sich ausgezeichnet. Sie sind viel zu schlecht weggekommen. (13. Platz ex)

Wie das ein Fan von ihnen sieht, kann man auf ihrer Homepage nachlesen:

"Qual è la coppia che brilla in mezzo a tutte?

Qual è la coppia che anima tutti gli spiriti?

Qual è la coppia che illumina la pista?

.... VOI!!!!"

Ist das nicht schön?!

Und 100% unterschreiben kann man, da es für alle Tanzpaare gilt:

"L'importante non è arrivare primi...... ma farsi notare!!!!"

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Giuseppe Parlett mit neuer Partnerin Sara Szabo: Tanzen noch keinen Monat zusammen. Sehr attraktives Paar. Passen bestens zusammen. Präsentierten sich bereits sehr gut. Sehr viel versprechend. Verdientes, gutes Resultat. (15. Platz ex)

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Eva Svobodova und Hendrik Benninger: Unübersehbar, sehr präzise, rhythmisch, Stil Geschmackssache, für uns zu abgehackt, zu viel Arbeit, Kampf, Verbissenheit, zu wenig Tanzen. Nach Wertungskriterien müssen sie trotzdem gut bewertet werden. (3. Platz)

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Florence Bunga und Giuseppe Tatavitto: Grosse Fortschritte, ausgeglichener als früher, Dame sehr natürlich und voller Charme. (5. Platz)

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Svetlana Guggenbühl und Mark Popkov: Unsere schweizer Junioren-Stars mit ausgezeichneten internationalen Ergebnissen. Was für Fortschritte in kurzer Zeit, was für ein Input, was für eine Energie! Kondition ohne Ende! Mark Popkov sollte an seinem Gesichtsausdruck arbeiten (zu viel Mimik/Grimassen). Das Kleid der Dame (Finale/blass-grünes Kleid) wirkte etwas blass. Die Nachmittagsrunden waren deutlich besser als die Finalrunde am Abend. (7. Platz)

Rivella Swiss Dancesport Event 2004



Sigrun Bögi und Renato Minnig: Zeigen sowohl im Standard wie auch im Latein sehr gutes Tanzen, harmonieren immer besser, zeigen Biss, Dominanz. Ein sehr gutes und viel versprechendes schweizer 10-Tanz-Paar. (12. Platz)

Rivella Swiss Dancesport Event 2004



Die grössten Verlierer der Meisterschaft waren zweifelsohne Corinne Roost und Thomas Szegö (gleich in zwei Disziplinen). Gut getanzt (im Standard speziell gut) und doch verloren...

Rivella Swiss Dancesport Event 2004



In der Latein-Sektion kann man für so viele Paare schwärmen, das ist wirklich erfreulich. Ein Teil der vielen Paare, die mir optisch und/oder tänzerisch besonders gut gefallen, erwische ich beim Fotografieren in einem guten Augenblick (attraktive Stellung, möglichst kein anderes Paar auf dem Bild, gute Distanz zum Fotografieren), ein anderer Teil geht mir "durch die Lappen". So ist die nachfolgende Liste leider nicht vollständig.



Rivella Swiss Dancesport Event 2004
William Pfäffli und Yulia Arnet



Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Sascha Luder und Désirée Cinicola



Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Tamara Sommer und Mitja Huter



Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Lucia Cocco und Fabio Carecci



Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Michael Brennan und Ester Tise

Gute Paarwirkung und gute Präsentation (leider einige Stand-Probleme).



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Nicole Dürler und Lucien Krebs



Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Angela Wenger und Ivo Vrankic



Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Silvia Filomena und Samuel Conrad



Viele weitere Fotos und weitere Paare findet man auf den SM-Foto-Seiten.



Zum Schluss dieses Teils noch dies: Die Füsse gehören für einen Tänzer wohl unbestritten zu den wichtigsten Körperteilen. Aufgefallen an dieser Schweizer Meisterschaft ist, dass einige Paare auch in ihrer Choreographie darauf aufmerksam machen. Gute Idee und originell!

Rivella Swiss Dancesport Event 2004

Rivella Swiss Dancesport Event 2004

Rivella Swiss Dancesport Event 2004



Fortsetzung des offiziellen Berichtes:

Senioren 1 Standard: Beinahe eine Farce

4 Klassen waren startberechtigt (C-S), 8 Paare nahmen teil, das entspricht 2 Paaren pro Klasse bzw. 33% weniger Teilnehmer als an der letzten Meisterschaft (2003: 12 Paare) und beinahe 50% weniger als vor drei Jahren (2001: 15 Paare). Der Stellenwert eines Meistertitels bei einer so geringen Teilnehmerzahl muss hinterfragt werden. Die tanzwilligen Paare haben Besseres verdient.

Das sportliche Fazit ist schnell gezogen: Rie und Massimo Fersini, die amtierenden Schweizer Meister, haben meisterlich gut getanzt, locker und musikalisch - und haben verloren. Karin Streckeisen und Jürgen Stein haben gekämpft – und gewonnen.

Natürlich gab es Diskussionen, Verdächtigungen, dass nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei, dass Interessenskonflikte im Spiel seien (was es leider alles schon gegeben hat). Laut Finalliste (es wurde geschlossen gewertet) haben Fersinis den Tango und den Quickstep gewonnen, Streckeisen/Stein den Waltz und den Foxtrot, den Wiener Walzer haben sich beide Paare geteilt (je 3x 1. Platz, 3x 2. Platz, 1x 3. Platz). Streckeisen/Stein haben zwei Einsen mehr erhalten (18:16) und damit knappstmöglich gewonnen (absolutes Mehr war 17).

Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Karin Streckeisen und Jürgen Stein

Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Rie und Massimo Fersini

Unbehelligt von allem ertanzten sich Anita und Eduard Rahmen mit Eleganz und fliessenden Bewegungen den verdienten 3. Platz. Die übrigen Paare waren chancenlos auf einen Medaillenplatz.

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Anita und Eduard Rahmen

Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Siegerehrung Senioren 1 Standard



Disco-Swing Weltmeisterschaft: Schweizer Sieg

Ein Novum an einer Turniertanz-Schweizer Meisterschaft. Interessant war der Modus: 6 Paare tanzten eine Übersichtsrunde gemeinsam, dann fand eine langsame Runde statt, jedes Paar einzeln, eine schnelle Runde, wiederum jedes Paar einzeln aber zu eigener Musik – die eigentliche Kür, zum Abschluss eine Schlussrunde nochmals alle gemeinsam.

Vielleicht haben wir zu viel erwartet: das Niveau war, abgesehen von den Spitzenpaaren, nicht überragend. Die Spitzenpaare boten jedoch begeisterndes Tanzen: viele Variationen, Individualität, Liebe zu Details. Ein schweizer Paar wurde verdient Weltmeister: Iris Tresch und Michele Fricchione. Bravo! Auf Platz 2 kam ein ebenfalls sehr gutes Paar, Stefanie Langer und Mario Spindler aus Deutschland, die Bronze-Medaille ertanzten sich Claudia Griffa und Luca Carpignano aus Italien.

Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Iris Tresch und Michele Fricchione, Schweiz, Weltmeister


Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Stefanie Langer und Mario Spindler, Deutschland, Silber


Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Claudia Griffa und Luca Carpignano, Italien, Bronze



Nur am Samstag wurde die Schweizer Nationalhymne bei jeder Siegerehrung gespielt (insgesamt 3 Mal), was für die Disco-Swing-Weltmeisterschaft natürlich berechtigt war.

Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Siegerehrung Weltmeisterschaft Disco-Swing



Intermezzo (erscheint nur auf der Homepage)

Zwischendurch etwas Allgemein-Bildung:

Ein teilnehmendes Paar an der Disco-Swing Weltmeisterschaft erweckte mein besonderes Interesse, da es Bewegungen und Posen zeigte, die den Skulpturen des grossen norwegischen Bildhauers Gustav Vigeland ähneln. Gustav Vigeland lebte von 1869 bis 1943 und war stark beeinflusst von Auguste Rodin.

Dass er ausserhalb Norwegens praktisch unbekannt ist, hat seinen besonderen Grund: Die Stadt Oslo hatte mit ihm einen einmaligen Vertrag geschlossen. Sie stellte ihm ein Atelier und eine Wohnung zur Verfügung und einen riesengrossen Park (Durchmesser rund 850 Meter), in dem er einen grossen Teil seiner Skulpturen aufstellen konnte. Als Gegenleistung überliess er der Stadt Oslo fast seine gesamten Werke.

Gustav Vigeland
Gustav Vigeland-Park in Oslo: Das Lebensrad

Zentrale Themen von Gustav Vigeland sind die Liebe zwischen Mann und Frau, der Kampf der Geschlechter, Mutter-Kind-Beziehung, Emotionen jeglicher Art. Er hat fast ausschliesslich nackte Menschen gezeichnet und modelliert. Im Gustav Vigeland Museum sind rund 1'600 Skulpturen zu sehen, 12'000 Zeichnungen und 420 Holzschnitte, im Skulpturen-Park 192 Skulpturen mit 650 Figuren. Diese sind auf Brücken, Säulen, in und um Brunnen aufgestellt. Auf dem höchsten Punkt des Parks steht ein 17 Meter hoher Monolith, der von Menschenleibern umschlungen ist.

Speziell eine Skulptur von Gustav Vigeland (Mann und Frau) weist Parallelen auf zu dem angesprochenen Tanzpaar Marija Lokhanina und Aleksey Voronin aus Russland. Man sollte insbesondere die Statur und die Haltung des russischen Tänzers beachten und mit der Skulptur vergleichen. Er hätte ohne Weiteres Modell stehen können:

Gustav Vigeland Rivella Swiss Dancesport Event 2004

Auch andere Bewegungen und Posen dieses Paares sind Vigeland-typisch. Mich hat das fasziniert, und Vigeland hätte es gefallen.

(Das Internet ist voller Material und Fotos über Gustav Vigeland. Stöbern lohnt sich.)

Genug der Bildung, zurück zur Schweizer Meisterschaft!



Sonntag: Tag der leeren Ränge

Wie erwartet bot der Sonntag ein tristes Zuschauerbild. Nur wenige Turnierbegeisterte fanden den Weg in die Oltener Stadthalle. Es dürfte sich fast ausschliesslich um Angehörige, Freunde und Fans der teilnehmenden Paare gehandelt haben.

Auf dem Programm standen die Schüler und Junioren K3 (= Kombination / 3 Tänze: langsamer Walzer, Cha Cha Cha und Jive), die Hauptklasse Standard und die Senioren 2 Standard.



Schüler und Junioren: Klein aber fein

Viel Freude zeigten die je 5 Schüler- und Junioren-Paare. Sie tanzten mehrheitlich sehr gut und einige Paare verfügen bereits über eine grosse Routine. Da wird von den Trainern gute Nachwuchsarbeit geleistet!



Schüler K3 (Kombination 3 Tänze)

Rivella Swiss Dancesport Event 2004
The Waltz


Rivella Swiss Dancesport Event 2004
The Cha Cha Cha


Rivella Swiss Dancesport Event 2004
The Jive


Rivella Swiss Dancesport Event 2004
The Presentation


Rivella Swiss Dancesport Event 2004
The Details


Rivella Swiss Dancesport Event 2004
The Winners: Alina Eckstein und David Büchel


Rivella Swiss Dancesport Event 2004
The Victory Ceremony



Junioren K3 (Kombination 3 Tänze)

Rivella Swiss Dancesport Event 2004
The Winners: Yaelle Schneider und V. H.


Rivella Swiss Dancesport Event 2004
The Victory Ceremony



Hauptklasse Standard: Antonenko/Zunker turn Pro

Hier stachen drei Paare besonders hervor:

Nadine Müller und Roger Anselmi, die wir noch nie so gut haben tanzen sehen. Attraktiv, harmonisch, schwungvoll, jung, viele Aktionen werden jetzt viel bewusster ausgeführt. Da ist es nicht schwer, ihnen eine viel versprechende Zukunft vorauszusagen. Der Wiener Walzer war speziell gut! Verdiente Bronze-Medaille.

Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Roger Anselmi und Nadine Müller, Bronze


Corinne Roost und Thomas Szegö, die von der ersten Runde an verdeutlichten, dass sie ihren an der letzten Meisterschaft verlorenen Titel zurückerobern wollten. Sie präsentierten sich sehr gut und tanzten schwungvoll und sportlich. Thomas Szegö bewies auch in schwierigen Situationen, dass er meisterlich ausweichen kann. Neben dem Schwung und der Sportlichkeit ist die durchgehende Bewegung ohne lange Posen sicher eines ihrer Markenzeichen. Schwierig für die Fotografen, perfekt für sie, da sie damit auch international gegen grössere Paare bestehen können. Sie hätten zumindest den Tango und den Quickstep gewinnen müssen.

Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Corinne Roost und Thomas Szegö, Silber


Tetjana Antonenko und Markus Zunker, die einen verhaltenen Start hatten, sich jedoch von Runde zu Runde steigerten. Abgesehen von einer gelegentlichen Rücklage des Herrn gefiel das schöne Paar einmal mehr durch seine weichen Schwünge und seine Routine. Sie konnten an dieser Meisterschaft jedoch nicht ihre gewohnte Form erreichen, weshalb das Endresultat (alle Tänze gewonnen) diskutabel ist.

Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Markus Zunker und Tetjana Antonenko, Gold


An der Siegerehrung verkündete Bruno Schellenberg, STSV-Vorstandsmitglied, dass Tetjana Antonenko und Markus Zunker ihren Rücktritt bzw. ihren Übertritt zu den Professionals bekannt gegeben hatten. Dazu darf man ihnen gewiss im Namen ihrer Fans das Allerbeste wünschen und ihnen herzlich danken für die vielen schönen Momente, die sie den Zuschauern geboten haben.

Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Siegerehrung Hauptklasse Standard



Senioren 2: Der alte Meister ist auch der neue

Bei den Senioren 2 gewannen wie erwartet Susanne und Walter Varisco.

Eine sehr positive Überraschung boten Rosemarie und Oscar Dittli, die mit konstant ausgezeichnetem Tanzen auf den verdienten 2. Platz vorstiessen. Kompliment!

Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Siegerehrung Senioren 2 Standard


Vermisst wurden Ruth und Rudolf Riesen, die letztjährigen Vize-Schweizer Meister. Leider mussten sie aus gesundheitlichen Gründen auf die Fortsetzung ihrer Tanzkarriere verzichten. Wir wünschen ihnen von Herzen alles Gute!



Am Ende der Senioren 2-Siegerehrung wurde aufgrund eines Missverständnisses fälschlicherweise bekannt gegeben, dass Elf Heinzelmann und Günter Rudack die Tanzschuhe an den berühmten Nagel hängen würden. Richtig ist jedoch, dass Günter Rudack nach 40 getanzten Schweizer Meisterschaften (wovon 21 mit Elf Heinzelmann) keine weitere Schweizer Meisterschaft mehr tanzen aber weiterhin Turniere mit Elf Heinzelmann bestreiten wird.

Ihr Ehrentanz zum Abschied von der Schweizer Meisterschaft, ein langsamer Walzer, war trotzdem ein bewegender Moment für sie selbst wie auch für die wenigen verbliebenen Zuschauer am Schluss der Schweizer Meisterschaft. Und die Standing Ovation hatten sie ebenfalls verdient, auch als Dank für den enormen Einsatz für die schweizer Tanzszene über Jahrzehnte, der mit der Coppa Engiadina und weiteren Organisations-Aktivitäten im Engadin fortgesetzt wird (die nächste Coppa Engiadina findet am 16. Juli 2005 statt).

Die angekündigte Würdigung für Elf Heinzelmann und Günter Rudack wird es geben, allerdings ist sie auf unbestimmte Zeit verschoben, da die Zwei, wie erwähnt, erfreulicherweise weitertanzen.
Rivella Swiss Dancesport Event 2004
Günter Rudack und Elf Heinzelmann



Fazit

Die Veranstalter haben eine unglaubliche Arbeit geleistet und einen Riesenanlass auf die Beine gestellt. Ihnen gebührt ein ebenso grosses und herzliches Dankeschön!

Die Tanzpaare haben uns begeisterndes Tanzen gezeigt und sich spannende Duelle geliefert. Einige Resultate waren jedoch ganz oder in ihrer Deutlichkeit fragwürdig.

Das Wochenende war zu überladen, darunter mussten alle Kategorien leiden (ausser World-Cup Salsa). Dafür sind die Veranstalter nur zum kleinsten Teil verantwortlich, da der Tanzsport-Verband alle Schweizer Meisterschaften an einem Wochenende wünschte.

Der Verband hat eine grosse Werbe-Chance verpasst, in dem er für diesen Grossanlass mit World-Cup Salsa, WM Disco-Swing, Turniertanz-Schweizer Meisterschaften und einem bestens bekannten Orchester und noch dazu zum 50-Jahr-Jubiläum des STSV nicht alle Hebel für eine TV-Übertragung in Bewegung gesetzt hat.

Der Stellenwert der Schweizer Meisterschaften geht mehr und mehr zurück. 2001: 142 Paare, 2002: 132 Paare, 2003: 112 Paare, 2004: 102 Paare (Schüler, Junioren, Hauptklassen Latein und Standard, Senioren 1 und 2, Hauptklassen Latein und Standard ohne D und C). Dies entspricht einem Rückgang von beinahe 30% in drei Jahren!

Dazu kommt, dass an den letzten Schweizer Meisterschaften nur rund 60% der lizenzierten Paare teilnahmen. Das ist eindeutig zu wenig. Es besteht dringender Handlungsbedarf: Um den Stellenwert und die Attraktivität der Schweizer Meisterschaften für die Paare wieder zu heben, könnte man sie wieder nach Disziplinen trennen (jede Kategorie ist ein Höhepunkt und hat einen Samstagabend verdient), die Schweizer Meisterschaften für obligatorisch erklären, bei grösserer Beteiligung die ersten Drei jeder Klasse aufsteigen lassen, die Senioren 1 und 2 die Vorrunden gemeinsam tanzen lassen, dann zwei separate Finale durchführen, etc., etc. (es sind nur unverbindliche Vorschläge, Gedanken, Möglichkeiten!).

Michael Scherer

(Kurznotizen Hauptklasse Latein z.T. nach Notizen von Evelyne Scherer)



Rivella Swiss Dancesport Event 2004



Vom Rivella Swiss Dance Sport Event 2004 gibt es erfreulicherweise 2 DVDs zu kaufen:

1. Salsa/Disco Swing

2. Latein


Beide DVDs sind sehr schön und liebevoll produziert. Begeisternd sind neben der professionellen Hardware (DVD und Hülle), der Einleitung und der einfachen Navigation insbesondere die Finale aller drei Events!

Zu Aufnahmetechnik der Finale gibt es nur ein Wort: Genial!

Dabei wurden nicht nur der Aufnahmestandort und der Aufnahmewinkel perfekt gewählt, nein, die Tanzpaare werden jederzeit hevorragend präsentiert und sind immer vollständig im Bild zu sehen (von Kopf bis Fuss). Was für ein äusserst wohltuender Kontrast zur Unsitte der meisten TV-Turniersendungen, wo häufig praktisch nur ein Nasenloch der Tänzer gezeigt, im ungünstigsten Moment ein Bildwechsel vollführt wird oder die Kamera möglichst schräg gehalten wird!

In den Finale des Salsa World-Cups und der Disco Swing-WM sind die Paare zudem jeweils einzeln auf der Fläche! Dito bei der Vorstellungs-Samba der Latein CH-Meisterschaft. Das kommt an!

Die drei Finale schlagen von der Kameraführung und der Schnittqualität her betrachtet bei Weitem alle bei uns (in Mitteleuropa) empfangenen TV-Turnierübertragungen der letzten Jahre!

Der Zuschaugenuss der drei Finale: Insgesamt über 50 Minuten (Disco Swing rund 23 Min., Salsa rund 16 Min., Latein 12 Min. 30 Sek.).

Für die Vorrunden musste aus Übersichtsgründen ein anderer Aufnahme-Standort und -Winkel gewählt werden. Dafür kommen sehr viele Paare zum Zug.

Die DVDs sind nicht nur für die aktiven Turnierpaare interessant und wertvoll, sondern für alle Tanzsport-Begeisterten, ob sie nun an den Anlässen live dabei waren oder nicht. Längerfristig werden die Aufnahmen auch eine historische Bedeutung bekommen. Und Produzenten, die so gute Arbeit leisten, haben eine bestmögliche Unterstützung verdient!

Fazit: Sehr empfehlenswert!


Die DVDs sind erhältlich bei:

www.discoswingworld.ch





Ballroom Dancing in Switzerland

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