It can't be true!
(Es kann / darf nicht wahr sein!)
Seit einer Woche wissen wir davon. Seit einer Woche erzählen wir davon. Die Resonanz ist immer dieselbe: ungläubiges Staunen - das kann, darf nicht wahr sein!
Gestern am 1. April sassen wir gemütlich mit einer dem Tanzsport ebenfalls verbundenen Person zusammen. Sie wusste noch nichts davon. Ihre Reaktion: "Ja, Michael, wir haben heute im Büro auch schon viele April-Scherze gehört." Sie war nur schwer davon zu überzeugen, dass dies leider kein April-Scherz ist.
In zwei STSV-Protokollen war es zu lesen, in zwei sogenannten Koordinationsrapporten, die über die STSV-Vorstandssitzungen geführt werden. Die Protokolle werden u.a. an die Klubpräsidenten geschickt und sollten entweder in den Trainingsräumen aufgelegt werden oder den Paaren und Interessierten anderweitig zugänglich gemacht werden.
Die erste massgebliche STSV-Vorstandssitzung fand am 9. Januar 2004 statt. Das Protokoll wurde zwei Tage später verfasst (11. Januar 2004) und vom Präsidenten, warum auch immer mit rekordverdächtiger Verspätung, erst am 23. März 2004 verteilt!
Die zweite Sitzung fand am 13. Februar 2004 statt. Das Protokoll wurde am 11. März verfasst und ebenfalls am 23. März 2004 verschickt.
Faktum ist:
Die Mehrheit des STSV-Vorstands hat beschlossen, eines der aktivsten und erfolgreichsten Schweizer Paare der letzten Jahre, die mehrfachen 10-Tanz-Schweizermeister, die mehrfachen Standard-Schweizermeister und letztjährigen Vize-Schweizermeister, die Dritten der Latein-Meisterschaft 2003 und, da die Latein-Vize-Schweizermeister sich getrennt haben, aktuelle Nummer 2 der Schweizer Latein-Szene
im Latein in die A-Klasse zurück zu versetzen!
Sitzung vom 9. Januar 2004:
9.1. Antrag für Klassenerhalt
Das Paar Szegö/Roost hat die gemäss Turnierordnung und individuellem Spitzensportvertrag
verlangten Klassenerhaltsturniere im Jahr 2003 nicht ertanzt. Die Folge davon ist, dass das Paar
per 1.1.2004 in der Disziplin Latein in die A-Klasse absteigen muss.
Beschluss: Der Antrag auf eine Ausnahmeregelung um Aussetzung der Klassenerhaltsregelung
wird abgelehnt.
Sitzung vom 13. Februar 2004:
13.2 Rekurs des Paares Szegö/Roost gegen Rückstufung in Lat A-Klasse
Der Rekurs wird abgelehnt, ES schreibt eine formelle Begründung für das Paar im Namen des
STSV-Vorstandes.
(ES = Erich Stäldi, Präsident STSV)
Allgemein bekannte Fakten punkto Corinne und Thomas sind (Schweizermeisterschaften und internationale Turniere und Meisterschaften gemäss IDSF-Homepage):
- sie haben 2003 u.a. insgesamt 12 IDSF-Turniere getanzt (je 6 Standard und Latein)
- sie haben die Schweiz u.a. an der jeweiligen Standard- und 10-Tanz-EM und -WM vertreten
- sie haben an allen angebotenen Schweizermeisterschaften teilgenommen
Für die Latein-Sektion zählen gemäss STSV-Reglementen als ihre Klassenerhaltsturniere (jeweils fünf sind gefordert):
1. 10-Tanz-WM (Februar 2003)
2. IDSF-Turnier Chiasso (April 2003)
3. 10-Tanz-EM (Juli 2003)
4. SM (September 2003)
Danach fehlt ein einziges Turnier. Hätte es eine 10-Tanz-SM gegeben, würde keines fehlen!
(Für die Standard-Sektion haben sie offenbar genügend Klassenerhaltsturniere getanzt.)
Eine Nachfrage im Umfeld von Corinne und Thomas hat ergeben, dass Corinne sich Mitte letzten Jahres eine Fussverletzung zugezogen hat und die Schweizermeisterschaft 2003 und alle weiteren Turniere seither nur unter Schmerzen und entgegen der fachärztlichen Empfehlung getanzt hat. Im Dezember 2003 musste sie definitiv eine Verletzungspause einlegen, so dass die ursprünglich geplante Teilnahme am Catwalk-Turnier nicht realisiert werden konnte.
Sportärzte warnen schon seit geraumer Zeit davor: "...Der Leistungsdruck für Spitzensportler wird immer höher und die 'Saison' dauert deshalb schon beinahe 365 Tage. Aufgrund des grossen Drucks der Verbände getrauen sich die Sportler inzwischen auch nicht mehr, allfällige Verletzungen richtig ausheilen zu lassen..."
Dem ist, insbesondere nach Ablehung des Rekurses von Corinne und Thomas, wohl nichts mehr hinzuzufügen!
Für uns steht fest:
- die Rückstufung ist völlig unverständlich und lässt jedes Fingerspitzengefühl und Mitgefühl der Verantwortlichen vermissen
- einmal mehr zeigt sich, dass anstelle von Verständnis, Paarunterstützung und Förderung häufig gegen die Paare und den Turniertanz entschieden wird
- damit, dass Corinne und Thomas im ersten Halbjahr 2004 als "A-Klassen-Paar" die Schweiz an Latein-Europa-Cups und 10-Tanz-Welt-Cups vertreten (Protokoll vom 13. Februar 2004), disqualifiziert sich der STSV-Vorstand eigentlich selbst
- die aktiven Latein-A-Klassen-Paare dürften kaum davon begeistert sein, dass der STSV-Vorstand ihnen ein S-Spitzenpaar vor die Nase setzt, das zweifelsohne immer einem A-Klassen-Paar eine Platzierung wegnimmt
Wem nützen solche Beschlüsse letztendlich? Niemanden.
Wem schaden sie? Allen, der gesamten Schweizer Tanzszene inkl. den verantwortlichen Vorstands-Mitgliedern.
Wie wirken solche Entscheide wohl nach Aussen, ins Ausland? Sehr peinlich.
"It can't be true" - wir schämen uns für die Schweizer Turnierszene!
Wenn weiterhin Paragrafenreiter am Werk sind, müssen die Reglemente zwingend entsprechend angepasst werden, damit solch massive Fehlentscheide künftig nicht mehr vorkommen können:
- Vorrang haben auf jeden Fall internationale Meisterschaften und Turniere
- als internationale Meisterschaften und Turniere gelten: WM, EM, alle Europa-und World-Cups (jeweils delegierte Paare); Blackpool, U.K., International, GOC, alle IDSF-Turniere (jeweils alle Paare)
- alle oben erwähnten Meisterschaften und Turniere zählen als Klassenerhaltsturniere
- bei längeren Trainingsaufenthalten im Ausland, bei Unterbrüchen (z.B. Militär), bei Krankheit und Verletzung etc. wird die Anzahl Klassenerhaltsturniere entsprechend reduziert (Rundung zu Gunsten der Paare)
Nachtrag: Diese "Breaking News" sind wie immer auf unsere ausschliessliche Eigeninitiative entstanden und eine von vielen möglichen Reaktionen auf die erwähnten Beschlüsse. Wir wurden weder von Corinne und Thomas noch von anderer Seite darüber informiert oder gebeten, aktiv zu werden. Unsere einzigen Quellen waren die Protokolle und gesunder Menschenverstand!
Michael und Evelyne Scherer