Jahresrückblick 2003
Zeitungsmeldung zum ATZ-Konkurs
Tages-Anzeiger vom 6.9.2003
ATZ hat sich übernommen
Der Akademische Tanzclub Zürich (ATZ) hat den Konkurs angemeldet. Eine Auffanggesellschaft führt den Betrieb weiter.
Von Janine Hosp
Dem Akademischen Tanzclub Zürich (ATZ) machen die Finanzen schon seit einigen Jahren zu schaffen. Seit 1998, als er von der Konradstrasse im Kreis 5 nach Oerlikon ins Zentrum Zürich Nord gezogen ist. Dort hat er die ehemalige BBC-Personalkantine für 1,2 Millionen Franken zu einem modernen Tanzzentrum mit acht Sälen, Bistro, CD-Shop und einem Laden mit Tanzzubehör umgebaut.
Damit aber hatte sich der ATZ übernommen. «Der damalige Vorstand hatte sich sehr hohe Ziele gesteckt - und sich verkalkuliert», sagt Marc-Oliver Knoepfel, der seit 2001 Präsident des ATZ ist. Die Einnahmen aus der Tanzschule hätten nicht gereicht, um die hohen Investitionen zu decken. Das liege aber nicht daran, dass das Interesse am Paartanz nachlasse. Es gebe im Gegenteil immer mehr Junge, die ein paar Schritte lernen wollten, auch Vorbereitungskurse für Offiziersbälle seien sehr gefragt. «Aber mit einer Tanzschule wird man eben nicht reich», sagt Knoepfel. Das wäre beim ATZ ohnehin schwierig, denn er bietet moderate Kurspreise, um auch Lehrlingen und Studenten die Teilnahme zu ermöglichen. Ein Kurs kostet im Durchschnitt 145 Franken.
Um einen sauberen Schlussstrich zu ziehen, meldete der Vorstand den Konkurs an und kündete erst allen Angestellten. Dabei handelt es sich um 6 fest Angestellte, 45 Tanzlehrer und 10 Teilzeitangestellte, die im Bistro arbeiten. Damit der Betrieb trotzdem weitergeführt werden kann, rief Marc-Oliver Knoepfel zusammen mit der Geschäftsführerin und einem Vorstandsmitglied eine Auffanggesellschaft ins Leben, die Zurich Dance-Academy. Den meisten Angestellten boten sie einen neuen Vertrag für eine vergleichbare Arbeit an, etwa 10 Personen gingen nicht darauf ein. Über die Höhe der ausstehenden Beträge will sich Knoepfel nicht äussern.
Eine der grössten Tanzschulen
Die Zurich Dance Academy hat gegenwärtig noch den Status eines Vereins, wird auf Anfang 2004 wohl in eine GmbH umgewandelt. Dennoch soll aus der Tanzschule kein gewinnorientiertes Unternehmen werden, wie Knoepfel versichert: «Niemand von uns will damit das grosse Geld verdienen. Wir arbeiten weiterhin mit viel Idealismus.» Der ATZ wurde 1955 von tanzbegeisterten Studentinnen und Studenten gegründet und war lange Zeit die grösste Tanzschule der Schweiz.