Das Jubiläum:
10 Jahre CH-Tanz-Chefredaktion
Claudia Kallenberg
Dieses Jahr wird der STSV 50 Jahre alt, 10 Jahre davon hat Claudia Kallenberg massgeblich mitgeprägt mit der Herausgabe des Verbandsorgans, der Zeitschrift CH-Tanz.
10 Jahre CH-Tanz heisst 10 Jahre Kreativität, 10 Jahre Höhen und Tiefen, 10 Jahre Verantwortung, 10 Jahre auf der Jagd nach Artikeln, 10 Jahre Widerstände und Freude, 10 Jahre Auf und Ab. 10 Jahre sind eine aussergewöhnliche Leistung.
Die Anfänge
Nach der Gründung des STSV (Schweizerischer Tanz Sport Verband) als SATV (Schweizerischer Amateur Tanzsport Verband) 1954 dauerte es 12 Jahre ehe 1966 die Verbandszeitschrift namens SATV-Kurier ins Leben gerufen wurde. Werner Stamm, Günter Grossmann und Peter Hansen waren gemeinsam verantwortlich für die Herausgabe. Die ersten Ausgaben bestanden aus 2 gefalteten und gehefteten A4-Seiten, beidseitig bedruckt, was insgesamt 8 Seiten im A5-Format ergab. 2 Seiten davon waren Reklame, auf dem Titelblatt hatte es ein Foto, im Innenteil anfänglich nur bei der Werbung (z.B. Kursaal Bern), später auch bei Turnier- und Lagerberichten. Redaktionelle Schwerpunkte waren Schweizermeisterschaften, dazu gab es Kurzberichte von Turnieren und Bällen, Mitteilungen und Terminkalender (Turnierkalender). Von Anfang an gab es 6 Ausgaben pro Jahr.
Für den Druck zuständig waren W. Friedli, Bern, ab Ende der 70er-Jahre der Nachfolger Peter Hansen, d.h. alle bisherigen SATV-Kuriere und CH-Tanz stammen aus der gleichen Druckerei, seit nunmehr 38 Jahren!
Die Anfänge 1966
Irgend etwas stimmt nicht mit dem Foto... Vorallem Rudolf aber auch Rita Baumann sind zwar klar zu erkennen, aber irgend etwas stimmt nicht. Ist das damals niemandem aufgefallen? Und heute? Genau hinschauen!
Lösung: Das Foto ist seitenverkehrt. Richtig müsste es sein (dem PC und dem Bearbeitungsprogramm sei Dank):
Schon im ersten Jahr (1966) gab es Änderungen in der Redaktion. Es gab eine Spaltung im Verband, Werner Stamm schied aus, R. Lenzinger und kurzfristig auch Fritz Mäder stiessen dazu. 1968 übernahm Hj. Österle die Redaktion alleine, Peter Hansen war für die Gestaltung zuständig.
Die Ära Friedel Husemann
1969 verdoppelte sich der Umfang. 1970 erschien erstmals ein Jahrheft mit den Adressen sämtlicher Klubs, der Vorstände und Turnierpaare (im Jahre 2001 leider eingestellt). Der Umfang verdoppelte sich erneut, es gab auch deutlich mehr Fotos. Als Redaktion ist aufgeführt: SATV-Vorstand, Bearbeitung: Friedel Husemann, Gestaltung: Peter Hansen.
Friedel Husemann war als Berufs-Journalist nicht nur für den SATV-Kurier ein Glücksfall sondern prägte die Schweizer Tanzszene auch sonst über Jahre hinweg wie kaum ein Zweiter: selbst aktiver und erfolgreicher Turniertänzer mit seiner charmanten Gattin Jrma, Vorstandsmitglied SATV, Präsident TTZ, Turnier- und Meisterschaftsorganisator, später Wertungsrichter etc. etc. Kurz: ein begeisterter und begeisternder Insider mit Idealismus und Allround-Fähigkeiten. Unter seinen Fittichen erreichte die Qualität des SATV-Kuriers einen ersten Höhepunkt: umfangmässig, gestaltungsmässig, insbesondere aber redaktionell. Friedel Husemanns Artikel waren kritisch, konstruktiv, umfassend und unterhaltsam. Professionell eben und Vorbild für alle zukünftigen Redakteure!
Glanzpapier 1970
Unzählige wegweisende Artikel wurden unter "-hu-" geschrieben, z.B. "Das grosse Schweigen" (SATV-Kurier 5/1971). Darin ging es u.a. um die Terminpolitik des SATV betr. der Standard-Meisterschaften, die in einem Jahr Mitte Juni und im nächsten Jahr bereits Mitte März durchgeführt wurden (heute ist es leider viel krasser). Friedel Husemann regte einen neuen und interessanten Passus für die Turnierordnung an:
"Die Terminpolitik des SATV ... ist seit jeher gekennzeichnet von der Zwangslage, demjenigen Klub die Durchführung einer Meisterschaft übertragen zu müssen, der dazu gewillt ist. Die Katze wird im Sack gekauft, d.h. in diesem Falle der Termin. Es ist ein Treppenwitz der Tanzhistorie, in einem Jahr die Standard-Meisterschaft Mitte Juni durchzuführen, und im anderen Jahr bereits Mitte März... Die oben erwähnte Zwangslage sollte nun aber noch lange nicht dazu führen, dass vom SATV jeder Termin akzeptiert wird. Gewisse Auflagen auch in diesem Punkt wären nun wirklich an der Zeit. In die Turnierordnung gehört ein Passus:
"Die Standard-Meisterschaft hat in der Zeit zwischen dem 1. April und dem 15. Mai, die Latein-Meisterschaft zwischen dem 1. Oktober und dem 15. November eines jeden Jahres stattzufinden."
Im gleichen Artikel ist noch die Rede von einer denkbaren Kooperation zwischen einzelnen Klubs (Organisation gemeinsamer Turniere) und von der Notwendigkeit, die Sprachgrenzen zu überschreiten. Der Stillstand, 'Das grosse Schweigen' dürfe nicht stattfinden.
Vor 33 Jahren geschrieben! Aktueller denn je!
Günter Grossmann, damals SATV-Präsident, dankte dem erfolgreichen SATV-Kurier-Team in seinem Jahresbericht (Nr. 2/1972): "Der Kurier ist zu einer ausgezeichneten Dokumentation des Schweizer Tanzsports geworden und hat auch im Ausland Beachtung gefunden. Sicher konnten Sie feststellen, dass der Redaktor nicht das Sprachrohr des Vorstandes ist, sondern seine freie Meinung vertritt. Kaum jemand kann ermessen, wie viel Arbeit hinter diesem Verbandsorgan steckt..."
Ab 1974 waren Jrma und Friedel Husemann gemeinsam unter Redaktion aufgeführt.
Fotoseite Heftmitte 1974
In der Nummer 6/1974 stand folgendes Inserat: "Neuer massgeschneiderter Kampfanzug zu verkaufen". Kampfanzug? Ja! Das war ein einteiliger, meist schwarzer Lateinanzug / Hosenanzug für die Herren, mit Gummiband unter den Schuhsohlen für schönere Hosenbeinlinien. Meist mit Ärmel, musste man sich zuerst in den Beinteil zwängen, dann beide Arme "versorgen" und das Oberteil mittels Reissverschluss vorne dicht machen. Dicht deshalb, weil der Anzug zwar elegant, aber viel zu warm war fürs Lateintanzen.
Zeiten des Umbruchs
1979 übernahm Viktor Berger die Redaktion. Erstmals erschien das Titelbild ganzseitig, einzige Schriftzüge: "SATV-Kurier" oder "SATV-Jahrheft". Stilvoll.
1980 gab es eine markante Formatänderung: Statt dem bisherigen A5-Format neu quadratisch 21 x 21cm (= Breite wie bei A4). Das neue Format erlaubte vielfachere Gestaltungsmöglichkeit, die Qualität nahm weiter zu. Fleissigste Schreiber in dieser Zeit: Viktor Berger und Friedel Husemann.
Neues Format 1980: quadratisch 21 x 21 cm
1982, neuer Redaktor: Max Wyss. Umfang: 12 Seiten, 6-8 s/w-Fotos, z.T. ganzseitig. Max Wyss war nicht nur ein engagierter Redaktor, sondern auch ein ausgezeichneter Fotograf, der keinen Aufwand scheute, einzigartige Fotos von den Turnierpaaren zu schiessen. Für die SM 1985 im Albisgüetli in Zürich mietete er z.B. eine Foto-Zusatzausrüstung mit zwei Blitzschirmen, die er auf der Galerie in weitem Abstand zueinander aufstellte. Dies ermöglichte Aufnahmen unter beinahe Studiobedingungen mit faszinierenden Resultaten: Die Paare waren einzeln schräg von oben aufgenommen mit perfekter Ausleuchtung und einmaliger Farbechtheit. Niemals zuvor oder danach, auch international nicht, gab es unseres Wissens bessere oder auch nur ähnlich gute Fotos. Fantastisch, unerreicht und unerreichbar!
1984 Rückkehr zum "alten" A5-Format, letzte Nummer von Max Wyss, der jedoch der CH-Tanzszene als herausragender Fotograf erhalten blieb.
Foto Max Wyss, stimmungsvoll und unerreicht
Der Nachfolger war Roberto Salgaro. Ausschnitte aus seiner "Antrittsrede": "...Um es im Voraus zu sagen, ein Zuckerschlecken ist es nicht gerade, so eine Ausgabe zu kreieren... es macht grossen Spass, eigene Ideen und Eindrücke von der Tanzwelt aufs Papier zu bringen... ich möchte im Kurier vermehrt aktuelle Themen und auch vielleicht weniger angenehme Angelegenheiten zur Diskussion stellen..." Und er erhoffte sich natürlich, wie alle Chefredakteure vor und nach ihm, fleissige Mithilfe, Berichte und Artikel aus der ganzen Schweiz.
Der Umfang des SATV-Kuriers schwankte in diesen Jahren zwischen 16 und 40 Seiten. Ausnahme: 1 Jahrheft mit 48 Seiten. Neben Berichten waren die Ergebnisse aller schweizer Turniere aufgeführt (Plätze 1-3 jeder Klasse) und der Turnierkalender. Die Anzahl Fotos betrug zwischen 1 und 20 Fotos pro Ausgabe. Die Ausgabe 5/1986 enthielt, als vorerst einzige Nummer, erstmals 4 farbige Fotos (als Trost für verspätetes Erscheinen). 1987 übernahm Friedel Husemann wieder die Redaktion, Jonas Diener die Gestaltung. Friedel Husemann, wie könnte es anders sein, leistete wieder den Hauptteil der redaktionellen Arbeit.
Die Neuzeit
1988 bahnte sich ein nächster Höhepunkt an, der zugleich die Neuzeit einläutete und das Gestaltungskonzept bis heute beeinflusst hat: neues Layout, professionelle Strukturierung, bessere Fotodruckqualität. Das Titelblatt war ab dann durchwegs in Farbe, die Zeitschrift hiess ab dann CH-Tanz und begeisterte mehr denn je. Ab 1988 waren vorübergehend neben dem Chefredaktor eine Vielzahl von Redakteuren für das CH-Tanz zuständig (4-6).
Farbiges Titelblatt 1988
Ende 1989 trat Friedel Husemann aus beruflichen Gründen zurück. Für die Nummer 1/1989 war Jonas Dieners Adresse als provisorische Redaktionsadresse aufgeführt. Es folgte Manfred Neuenschwander mit Lokalredakteuren in Basel und Zürich (Luzern blieb vorläufig, Bern definitiv vakant). Leider hörte Manfred Neuenschwander nach einem Jahr schon wieder auf. Zwei Nummern (2 + 3/1991) wurden von den Lokalredakteuren alleine bestritten, bis Jürg Briner die Chefredaktion übernahm.
Das Konzept, die grosse Arbeit fürs CH-Tanz auf mehrere Schultern zu verteilen (Chefredaktion und Lokalredakteure) funktionierte mehr oder weniger von 1988 - 1992, 1993 waren jedoch alle Redaktoren vakant ausser der Chefredaktion (Jürg Briner sei Dank!). Im gleichen Jahr erschien erstmals der andersfarbige Mittelteil mit Turnierkalender etc. (die heutigen gelben Seiten).
Bevor Claudia Kallenberg (damals Claudia Luccarini) als Retterin in der Not aufkreuzte, erlebte das Verbandsorgan einen Tiefpunkt: Redaktion - vakant, Redaktoren - vakant, Korrektur - ... (teilweise).
Claudia Kallenberg
1994 übernahm Claudia Kallenberg die Geschicke des CH-Tanz. Das bedeutete neuen Wind, neue Ideen, neue Höhenflüge. Der Umfang des CH-Tanz wuchs beträchtlich: 70 Seiten und mehr waren keine Seltenheit, einige Male kratzte der Umfang auch an 100 Seiten. Dies war auch darauf zurückzuführen, dass es anstelle der bisherigen 5 - 6 vorübergehend "nur noch" 4 Ausgaben pro Jahr gab. Es entstand ein noch lebendigeres Organ als zuvor mit vielen Berichten auch aus dem Ausland (vor allem von Wolfgang Görrissen, dem Lebenspartner der international bekannten und 2001 leider verstorbenen Fotografin Karin Moos). Ab Ende 1994 übernahm Philippe Hansen die Gestaltung. Erstmals wurden auch die Fotografen durchwegs namentlich erwähnt.
Anfang 1996 gab es wiederum ein neues Layout: Verändertes Titelbild, farbige Schrift im Innenteil, Hintergrund-Schrift und -Zeichen, der Mittelteil war ab dann durchwegs gelb. Die Kreativität der Verantwortlichen gepaart mit den neuen technischen Möglichkeiten resultierte in einer äusserst repräsentativen, handlichen Verbandszeitschrift. Neben vielen Anderen wurde der redaktionelle Teil in dieser Zeit hauptsächlich von Wolfgang Görrissen, Claudia Kallenberg, Evelyne und Michael Scherer und Fabienne Studer bestritten.
Neues Layout 1996
Das neue CHTanz
1998 wurde ein neues und grosses Kapitel des CH-Tanz aufgeschlagen: Formatverdoppelung auf A4. Das neue Format ermöglicht noch mehr Gestaltungsfreiheiten, bessere Präsentation, grössere Fotos. Auch die Werbung kommt besser zur Geltung. Stellvertretend sei die Firma Möbel Hubacher erwähnt, die dem CH-Tanz und damit dem Schweizer Tanzsport über Jahre treu verbunden war (bis Ende 2003).
Anfangs 2002 zog sich Philippe Hansen nach 7 Jahren markanter CH-Tanz-Gestaltung zurück. Fürs Layout zuständig ist seitdem Michael Gubser, der es zusammen mit Claudia Kallenberg fertigbrachte, die schon ausgezeichnete Präsentation nochmals zu steigern u.a. mit Hintergrund-Fotos und -Farben, individuellen Fotoformaten, gerahmt und ungerahmt, qualitativ immer besseren Fotos der zu Beginn schwierigen Digitalfotografie u.v.m. Das CH-Tanz kann sich wahrlich sehen lassen!
Der Seitenumfang des neuen CH-Tanz betrug in den Jahren 1998 - 2003 durchschnittlich 40 Seiten bei jeweils 6 Ausgaben pro Jahr. Die Nummer 4/2001 mit nur 20 Seiten Umfang beweist aber, dass die Redaktion nach wie vor auf die Mitarbeit und Beiträge aus der ganzen Tanzsportszene angewiesen ist (in der erwähnten Nummer gab es nur 2 Berichte, natürlich viel zu wenig). Im Jahre 2001 fiel Wolfgang Görrissen als Berichterstatter der internationalen Turniere und Meisterschaften weg, da seine Lebensgefährtin Karin Moos leider verstarb. Diese Lücke konnte bis heute nicht zufriedenstellend ausgefüllt werden.
Aktuelles Format A4
Braucht es ein Verbandsorgan?
Diese Frage wurde und wird auch heute noch, man hält es kaum für möglich, immer wieder gestellt. Dabei ist das CH-Tanz, neben Live-Erlebnissen an Turnieren und Meisterschaften, die Präsentationsmöglichkeit des Schweizer Tanzsports. Das CH-Tanz sollte dabei nicht nur eine berichtende und mitteilende Funktion einnehmen, sondern eine kritische Plattform bilden für alle, die an der Weiterentwicklung des Schweizer Tanzsports interessiert sind. Das CH-Tanz kann, nein muss ein Forum für freie Meinungsäusserung sein und bleiben, wo auf der einen Seite Positives hervorgehoben auf der anderen Seite aber auch konstruktive Kritik geübt werden darf. Alle sind aufgerufen, diese Plattform intensiv zu nützen.
Ein Riesendankeschön
Es bleibt zu danken: Allen, die jemals in irgendeiner Form zum Erscheinen des SATV-Kuriers und des CH-Tanz beigetragen haben, seien es Redakteure, Berichterstatter, Leserbriefschreiber, Fotografen, Turnierkalender-Verfasser, Gestalter, Drucker... allen voran aber den Chef-Redakteuren und last but not least Claudia Kallenberg mit ihrem einmaligen Jubiläum. Sie lebe hoch und auf die nächsten 10 Jahre!
Michael Scherer