Walter & Marianne Kaiser
1. Nachrichtenblatt der Tanzschule Jenzer 1955
Inhaberin der Schule und Herausgeberin dieses Blattes Frau H. Hugentobler, Seefeldstrasse 4, Zürich 8
Zürich, den 3. April 1955
Dieses in der Folge nun jeden zweiten Monat erscheinende Nachrichtenblatt, möchte die gesamte schweizerische Tanzlehrerschaft, alle Schweizer Amateure, wie auch bekannte und befreundete Tanzlehrer in Deutschland, Österreich und Frankreich über die bedauerlichen Zustände auf Seiten der Schweizer Professionals und Amateure, sowie auch über die wichtigsten Turniere und Veranstaltungen in der Schweiz orientieren.
Verantwortlich für die Texte sind: W. Kaiser und M. Gütler
Das Nachrichtenblatt wird jedem Interessenten dessen Adresse uns bekannt ist, kostenlos zugesandt.
Auf Anfangs April verlässt Herr G. Jenzer nach 17jähriger Tätigkeit Zürich, um sich in Thun dem Aufbau einer Tanzschule zu widmen. Die "Tanzschule Jenzer" Seefeldstrasse 4, Zürich 8, wird diesen Namen auch unter der neuen Besitzerin Frau H. Hugentobler, beibehalten. Frau Hugentobler unterstehen als Leiter der Schule Herr Walter Kaiser, Member I.S.T.D. und I.D.M.A., und Frl. Marianne Wolff, Assoc. I.S.T.D., deren erstklassige Ausbildung bei Alex Moore und Bob Henderson (England), einen ebensolchen Unterricht garantiert. Von einigen Änderungen abgesehen, wird die neue Besitzerin an die verdienstvolle Arbeit Herr Jenzers anknüpfen, ihre Schule in ähnlichem Sinne weiterführen, im Bestreben, diese zur erfolgreichsten und beliebtesten Zürichs auszubauen.
Die Tanzschule
Die "Tanzschule Jenzer" Zürich, wird neue Wege gehen, eine streng neutrale, ausschliesslich beobachtende Stellung innerhalb der Schweiz. Professionals einnehmen. Die Besitzerin und die Leitung der Schule verfügen weder über die nötige Zeit, noch sind sie im Geringsten daran interessiert, in die nun bereits Jahrzehnte andauernden Streitigkeiten der in 7 Berufsverbänden unterteilten Schweizer Tanzlehrer (ca. 110) einzugreifen.
Trotzdem ist es aber für uns doch höchst interessant, den Kampf um einen endgültigen Sitz im ICBD (Internat.Council of Ballroom-Dancing) zu verfolgen und dessen Ergebnis zur Kenntnis zu nehmen.
Als höchst bedauerlich hingegen muss, der nie endende Zwistigkeiten der Professionals wegen, die Spaltung der Schweiz. Amateure in zwei sich bekämpfende Lager (Bern: SATV, Präs. Althaus/Zürich: STVA, Präs. Breitling) angesehen werden. Clubtrainer Walter Kaiser hat deshalb die Turnierpaare seines Tanzsportclubs wissen lassen, dass sie sich nach eigenem Gutdünken dem einen oder anderen Amateur-Verband anschliessen und an dessen Veranstaltungen teilnehmen können. Wie auch die Entscheidung jedes Einzelnen ausfallen möge, keines der Paare werde mit Ausschluss aus Club oder Schule bedroht, sofern es sich an die Anordnungen des Trainers halte und den berechtigten Wünschen der Schule entgegenkomme.
Amateur-Medal Tests
Ab 4. April beginnt die Tanzschule Jenzer, Zürich, mit Vorbereitungs- und Trainingskursen für Amateur-Medal Tests der ISTD (Imperial Society of Teachers of Dancing) England. Es wird allmählich ein Examen für Bronze-Silber- und Gold Standards stattfinden und jeweils ein englischer Examiner der ISTD anwesend sein, um die Kandidaten zu prüfen. (Nächstes Examen voraussichtlich im Juli 1955)
Sitzung des Internat. Council of Ballroom Dancing (ICBD)
An dieser Sitzung vom 28. März in Paris erschienen die Vertreter der beiden sich bekämpfenden Schweizer Professional-Lager, (die Herren Massmünster, Schürch und Althaus auf der einen, die Herren Müller und Probst auf der anderen Seite) um ihre persönlichen Interessen und diejenigen ihrer Verbände zu verfechten.
Die Herren sollen sich dieser ihrer Aufgabe mit grossem Aufwand angenommen und erledigt haben. Leider stehen aber wieder einmal Aufwand und Resultat in umgekehrtem Verhältnis zueinander.
Die Herren wurden allesamt heimgeschickt, mit der Aufforderung, an der nächsten ICBD Sitzung wiederum, aber g e e i n t (?) zu erscheinen. Ausserdem hatten sie das zweifelhafte Vergnügen, einen 6monatige Turniersperre für die ganze Schweiz einkassieren zu müssen. Dass wir Schweizer-Professionals von den massgebenden Kreisen der englischen und deutschen Berufsverbände im besten Falle gerade noch mitleidvoll belächelt werden, darüber braucht sich nun niemand mehr zu wundern.
Zudem ist für jedermann klar ersichtlich: Die direkt Benachteiligten sind einmal mehr die Schweizer Amateure und die Amateurpaare aus dem Ausland, die in die Schweiz hätten eingeladen werden können.
Veranstaltungen
Bern:
In den festlich geschmückten Räumen des Bellevue-Hotels fand am 5. März der traditionelle Ball der Tanzschule Garbujo statt. Die Attraktion des auf das Beste organisierten Anlasses, war ein internat. Amateur-Turnier, das mit grosser Überlegenheit von Dr. Wolf und Frau, Deutschland, gewonnen wurde. Flach aber routiniert die Zweiten, Herr und Frau Kuca, Österreich. An 3. Stelle Mr et Mme Laurent, Frankreich, temperamentvoll in den latein-amerikanischen Tänzen, mit einem besonders stürmisch applaudierten Samba. Der Standard der beiden Schweizer Paare Herr Roos-Frl. Pflugi und Mr et Mme Blanc ist schwach, verglichen mit demjenigen Dr. Wolfs. Es lässt sich dies wohl damit begründen, dass weder in Basel noch in Lausanne ein Tanzlehrer zu finden ist, der fähig wäre, Turnierpaare auszubilden.
Als alleiniger Punktrichter amtierte in angenehmer Weise Herr Oberbaurat Fr. Büchler (Präs. FIDA).
Im Weiteren präsentierte Frau Vera Garbujo ihren Schülern das Exweltmeisterpaar in den latein-amerikanischen Tänzen: Mr et Mme Meyer, Paris, deren absteigende Form besonders auffällt. Schau- und Volkstanzeinlagen und 3 fast pausenlos spielende Orchester hielten die sehr zahlreich erschienene Schülerschaft in bester Stimmung. Wir danken Fr. Irene Garbujo für die Freundlichkeit, uns den Eintritt in ihre geschlossene Veranstaltung gewährt zu haben.
Zürich:
Der Cercle Suisse Français beauftragte Walter Kaiser mit der Organisation eines kleinen Turniers innerhalb ihres Frühjahrsballes. Bei dieser Gelegenheit tanzten am 18. März im Waldhaus Dolder 4 Paare des Tanzsportclubs Jenzer. Turniersieger wurde das Paar Crivelli-Crivelli, gefolgt von Suter-Ballo, Breitling-Breitling, Kössler-Sturni. Die einzige bemerkenswerte Leistung des Abends, war ein Paso-Doble des Siegerpaares. Punktrichter waren die Herren G. Jenzer und A. Schenk.
In den Sälen des Kongresshauses Zürich fand am 26. März der gut besuchte alljährliche Ball der Tanzschule G. Jenzer statt. Aus dem Turnier gingen in den unteren Klassen Herr Kössler-Frl. Sturmi, und in der Championklasse Herr und Frau Crivelli vor Herr Suter - Frau Ballo als Sieger hervor. Wertungsrichter: W. Kaiser und A. Schenk.
Internationale Turniere mit Paaren aus England, Holland, Frankreich und der Schweiz, führte deren Organisator Alois Müller im Kanton Graubünden durch. Die Rangliste war überall dieselbe:
1. D. Udell-Miss Brampton, England
2. P.Tomlin-Miss Smith, England
3. Herr und Frau Holshuijzen, Holland
Alleiniger Punktrichter aller Turniere war G. Jenzer.
In St. Moritz siegten Herr und Frau Crivelli über Mr et Mme Laurent. Weshalb das franz. Paar jedoch den 4. und nicht wie dem Punktetotal entsprechend den 5. Preis heimtrug, das fragten sich sowohl die Beschenkten wie die Geprellten.
Vorgesehene Veranstaltungen
Langenthal: 23. April 1955 Amateur-Schweizermeisterschaft, Organisation A. Müller, Zürich
Baden: 30. April 1955 Internationales Prof. Turnier, Organisation: A. Müller, Zürich
Bern: 30. April 1955 Amateur-Schweizermeisterschaft, Organisation: SATV, Herr Althaus, Bern
Zürich: im Mai (genaues Datum noch nicht festgelegt) Club- und Städtematch Zürich - Lyon; ev. mit vorhergehender Zürchermeisterschaft
Wie schon oft, so auch dieses Jahr wieder zwei Schweizermeisterschaften und zwei Amateur Schweizermeister (??).
(Anmerkung: I.D.M.A. = International Dancing Masters' Association)