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Walter & Marianne Kaiser

Weltmeister 1965 in London



Tanz Illustrierte Mai / Juni 1965 (Nr. 151), Seite 20

Weltmeisterschaften 1965 mit oder ohne „Nationenwertung“?

Die Weltmeisterschaften für Amateure und Professionals fanden 1965 erstmalig in dem ausserhalb der Londoner City gelegenen „Empire Pool“ neben dem Wembley-Stadion statt.

Von Mecca-Dancing, den bekannten Förderern des Tanzsports, ausgerichtet und von Eric Morley, dem Mann mit der „seidenen Peitsche“, wie immer straff geführt, erbrachten sie auf dem Professional- wie auf dem Amateur-Sektor spannende, hin und wieder sogar dramatische Runden.

Um die wichtigsten Ergebnisse vorwegzunehmen:

Amateure: Das englische Paar Westley wurde Weltmeister in den Standard- wie in den LA-Tänzen und erklärte seinen Übertritt zu den Professionals.

Professionals: Das englische Paar Irvine wurde Weltmeister in den Standardtänzen und erklärte, sein letztes Turnier getanzt zu haben.



Weltmeister in latein-amerikanischen Tänzen wurde erstmalig ein Paar aus der Schweiz, die Kaisers aus Zürich.



Hinter den Weltmeistern belegten die Amateure folgende Plätze – Standard: 2. Coad (England), 3. Holshuyjsen (Holland), 4. Wienecke / Laursen (Dänemark), 5. Fischer ( Düsseldorf), 6. Rediske / Breitenstein (Düsseldorf); LA: 2. Davies (England), 3. Barsi (Frankreich), 4. Renz (Bremen), punktgleich mit einer besseren Platzziffer als Fischers, 5. Fischer (Düsseldorf).

Bei den Professionals folgten den Weltmeistern im Standard: 2. Eggleton / Winslade (England), 3. Krehn (Düsseldorf), 4. Trautz (Reutlingen), 5. Voeten / Assmann (Holland), 6. Seki (Japan); LA: 2. Irvine (England), 3. O’Hara (England), 4. Krehn (Düsseldorf), 6. v. Reenen / Meister (Südafrika), 6. Opitz (Hamburg-Harburg).



Zu den Wertungen von London schrieb Karl Breuer im „Kölner Stadt-Anzeiger“ u.a.: „Man konnte sich einfach des Eindrucks nicht erwehren, dass die Tanzweltmeisterschaften immer mehr zum Tummelplatz nationaler Interessen werden. Ein weiterer Grund für die schlechte Bewertung der deutschen Paare lässt sich vielleicht aus der Tatsache herleiten, dass diese Disziplin jahrelang von den Paaren Breuer und Bernhold beherrscht wurde und man nun – siehe oben – einen Nationalitätenwechsel nach dem Nichtantreten dieser deutschen Paare vornehmen wollte.“

Wir haben unseren Mitarbeiter Fred Dieselhorst, der in London Professionalwertungsrichter war, um seine Meinung zu diesem Urteil des Amateurwertungsrichters Breuer gebeten: „Die deutschen Amateure wurden keineswegs unterbewertet. Sie waren – für alle sichtbar – einfach nicht besser als für die 5. und 6. Plätze. Die Tanzweltmeisterschaften in London waren keineswegs ein Tummelplatz nationaler Interessen. In welchen Augenblicken wohl? Hätte Herr Breuer vielleicht die Idee gehabt, Fischer, Rediske oder Renz höher zu bewerten? Wenn ja, dann wäre das unbegreiflich. Ich finde, wenn man, wie Herr Breuer jetzt, ins Profilager übergehen will, dann sollte man etwas vorsichtiger mit seinen Äusserungen sein. Ich habe mich mit Breuer fast eine Stunde lang unterhalten und ihm gesagt, dass nationale Überheblichkeit unserer Sache weder bei den Amateuren, noch bei den Professionals dienlich sein kann. Ansonsten haben wir uns gut vertragen, warum auch nicht?!“



Fred Dieselhorst zu den Leistungen der Professionals:

Kaisers waren ganz klar und deutlich besser als die Irvines (LA).

Eventuell könnte man im Zweifel sein, ob O'Hara oder Krehn auf den dritten Platz gehört hätten. O'Hara war schwächer als sonst, und Krehns tanzten in der Form ihres Lebens! Opitz hatte etwas Pech bei seiner Gegenüberstellung zu v. Reenen / Meister. Die Südafrikaner sind aber zweifellos ein ausgezeichnetes Paar.

In den Standardtänzen hätte niemand ausser Irvine und Eggleton Anspruch auf die ersten beiden Plätze gehabt. Krehns waren besser denn je, also klar Dritte. Und Trautz? Ebenso knapper Vierter vor Voeten wie Irvine vor Eggleton. Anstelle der Japaner hätten vielleicht die Australier in der Endrunde sein können. Vielleicht! – Nein, auch das war alles in Ordnung und hatte mit „Nationen-Rummel“ nichts zu tun.



Fred Dieselhorst = ausgewiesener Experte und Kenner der Szene, internationaler Professional-Wertungsrichter.

Der fürs Folgeheft der Tanzillustrierten versprochene Bildbericht über die Weltmeisterschaften erschien leider nicht, auch nicht in den Folgenummern.



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