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Walter Kaiser & Margot Eckert

Der "Grosse Preis von Europa" in München


tanz-Illustrierte März 1967

Eine Perle unter den glanzvollsten Turnieren Europas

Fred Dieselhorst und Carl Ernst Riebeling

Wie auch in diesem Jahr wieder, so haben in den vergangenen 15 Jahren die Namen weltbester Paare in den Startlisten vom "Grossen Preis von Europa" in München gestanden. Das erste Turnier im Jahre 1952 gewannen Hugh Carter und Hazel Willis vor Len Scrivener und Nellie Duggan. Danach erschienen unter den Siegerpaaren und Platzierten Namen wie Alf Davies und Julie Reaby (Australien), Harry Smith-Hampshire und Doreen Casey (GB), Roger und Micheline Ronnaux, Paul und Margrit Krebs, Desmond Ellison und Brenda Winslade, Walter Laird und Lorraine, Bill und Bobbie Irvine, Walter und Marianne Kaiser, bis zu Siegfried und Anneliese Krehn, Rudolf und Mechtild Trautz, Robert und Marguerite O'Hara und Wolfgang und Evelyn Opitz-Hädrich im Jahre 1966. Und Peter Eggleton und Brenda Winslade beschliessen die Reihe der Namen illustrer Paare im Jahre 1967.

Zum 16. Male fand im Februar im Deutschen Theater in München das Professional-Tanzturnier um den "Grossen Preis von Europa" statt, eine Veranstaltung, die zu den grossartigsten dieser Art auf dem Kontinent gehört. Vor rund 2500 Gästen, einem ausverkauften Hause und unter der Begleitung des Tanzorchesters Max Greger stellte Carl Ernst Riebeling dem, wie immer, begeistert mitgehenden Münchner Publikum die Paare vor. Hier sein Bericht aus der Warte des Turnierleiters:

Es war wieder das gewohnte, faszinierende Bild: Der künstlerisch verzauberte Saal des Deutschen Theaters - geheimnisvoll glitzernd, verwirrend prächtig - und ein sehr elegantes Publikum und zwei hervorragende Teams von Professional-Paaren.

Durch die Verpflichtung dieser beiden Teams (6 Paare für Standard, 6 Paare für lateinamerikanische Tänze), die Fred Dieselhorst trotz mancher Schwierigkeiten wieder einmal auf die Beine gestellt hatte, war es möglich, ein selten abwechslungsreiches Turnier abzuwickeln und das Publikum in den Bann eines Erlebnisses zu schlagen. Keine lästigen Umkleidepausen - keine Überforderung der physischen Leistungsfähigkeit, keine Hetzerei, keine Langeweile mit (z.B) 15 Standardtänzen hintereinander. Auf Waltz folgte Rumba, auf Tango Samba, und so ging es in bunter Folge Schlag auf Schlag. Trotzdem wurden praktisch zwei Turniere abgewickelt, wobei von den jeweils 6 Paaren vier das Finale bestritten.

In den Standardtänzen blieben das (neue) belgische Paar John und Mar Ekkart und die Österreicher Stollhoff - letztere erst nach einer Stichrunde gegen Hansen / Dänemark - auf der Strecke. In den lateinamerikanischen Tänzen mussten Jacobs / Österreich und Wesseling / Slob sich geschlagen geben.

Im Standard-Finale waren natürlich Eggleton / Winslade , die amtierenden Weltmeister, Favoriten. Mit freundlich lächelndem Gesicht und sourveräner Sicherheit schwebte Peter - sozusagen fast unbeteiligt am Geschehen - über das Parkett. Rudolf und Mechtild Trautz standen deswegen aber nicht auf verlorenem Posten. Sie gingen ihre grossen Gegner temperamentvoll an - vielleicht hier und da zu temperamentvoll. Das mag ihnen diese oder jene "1", von denen durchaus einige "gehoben" wurden, gekostet haben. Dass Eggleton sicher gewann, steht zwar ausser Zweifel - aber immerhin: sooo gross war der Abstand zu Trautz nicht! Dritte wurden klar Voeten / Assmann (Holland). Es ist bewundernswert, wie Wim immer noch und immer wieder seinen zum Teil viel jüngeren Rivalen die Stirn bietet! Soweit ich mich recht erinnere, hat er alle 16 "Grossen Preise" mitgetanzt!!! - Vierte wurden Verner und Loni Hansen (Dänemark), ein sympathisches Paar, das noch einiges erwarten lässt.

In den lateinamerikanischen Tänzen hatten Siegfried und Anneliese Krehn anscheinend von vornherein nicht die Absicht, sich den Sieg nehmen zu lassen. Sie waren in der Form ihres Lebens, souverän, spritzig und überzeugend. Sie "fuhren" alle 4 Tänze "nach Hause". Weder Walter Kaiser, noch Westleys konnten sie ernsthaft gefährden. Walter Kaiser, mit neuer Partnerin Margot Eckert, hat - natürlich - sein Weltmeisterschaftsformat noch nicht wieder gefunden. Es gehören halt immer zwei dazu! Er buchte aber auch einige Einser und gewann den zweiten Platz klar vor Westleys. Diese tun sich noch ein bisschen schwer in der Profispitze. Aber so ging und geht es wohl allen Paaren, die vom Amateurlager kommen, und diese Tatsache ist ja für die Profi-Spitze durchaus schmeichelhaft. Dass man aber auch mit ihnen in Zukunft zu rechnen hat, steht ausser Zweifel. Vierte wurden - nicht sehr überzeugend - Geoffrey und Diana Hearn / Wales.

Max Greger begleitete wie immer ausgezeichnet und - in diesem Fall blieb nichts anderes übrig - unermüdlich. Einige gute Einlagen der Kindergruppe und der Ballettabteilung der Tanzschule Sämmer rundeten den Abend vortrefflich ab, bevor sich der Segen der Gaben über Gewinner und Verlierer ergoss und man sich zum festlichen Bankett im Barocksaal traf.

Man munkelte, es sei der letzte "Grosse Preis" gewesen! Schade wäre es - wenngleich wir alle Frau Sämmer und ihrem unermüdlichen Mitarbeiter Joseph Schmidt die angestrebte Ruhe gönnen. Aber München war halt immer - um mit Wim Voetens netten Worten zu sprechen - "eine besondere Perle im Kranz der glänzendsten europäischen Turniere". Viele Freundschaften sind hier geschlossen worden. Und unvergessliche Stunden haben wohl alle europäischen Paare von Rang im Laufe der Jahre als "Gäste von Frau Thea Sämmer erleben dürfen".

Dafür dankte in unser aller Namen Vim in einer beinahe zu Herzen gehenden Ansprache.



Wertungsrichter:
Thomas W. Bus (Holland)
Herbert Heinrici (D)
John Knight (GB)
Roger Ronnaux (F)
Emmerich Wagner (Öst.)



Zu unseren Aufnahmen
Das Weltmeisterpaar in den Standard-Tänzen, Peter Eggleton und Brenda Winslade aus London (oben) wurden Sieger in ihrer Sektion. Sie mussten aber den Wiener Walzer an die in ganz hervorragender Form tanzenden Rudolf und Mechtild Trautz abgeben!

Sehr überlegen gewannen Siegfried und Anneliese Krehn (links) die latein-amerikanischen Tänze. Sie hatten alle vier Tänze völlig neu gestaltet und hinterliessen einen hervorragenden Eindruck. Der frühere Weltmeister Walter Kaiser mit seiner neuen Partnerin Margot Eckert (ganz rechts unten) mussten sich, wenn auch verdient, mit dem zweiten Platz begnügen. Dritte wurden die ehemaligen Amateur-Weltmeister John und Betty Westley (rechts)

Thea Sämmer (rechts oben), die verdienstvolle Veranstalterin der langen Reihe "Grosse Preise", unermüdlich und nach langer, schwerer Krankheit wieder munter auf den Beinen, überreichte die Preise und gratulierte dem Europameisterpaar (LA) Rudolf und Mechtild Trautz zu seinem glänzenden Erfolg in den Standard-Tänzen von München.



Auf einen Blick

Resultat Latein:
1. Siegfried und Anneliese Krehn
2. Walter Kaiser mit seiner neuen Partnerin Margot Eckert
3. John und Betty Westley



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