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DIE CHOLERA AUF DEM MASKENBALL 1832

Aus "MERIAN"
Das Monatsheft der Städte und Landschaften
7. Jahrgang Heft 5 - Paris

von Heinrich Heine

(29.März) Man hatte jener Pestilenz um so sorgloser entgegengesehen, da aus London die Nachricht angelangt war, dass sie verhältnismässig nur wenige hingerafft. Lustig tummelten sich die Pariser am Tage der Mi-carême auf den Boulevards, wo man sogar Masken erblickte, die in karikierter Missfarbigkeit und Ungestalt die Furcht vor der Cholera und die Krankheit selbst verspotteten. Desselben Abends waren die Redouten besuchter als jemals, übermütiges Gelächter überjauchzte fast die lauteste Musik, man erhitzte sich beim Chahut, einem nicht sehr zweideutigen Tanze, man schluckte dabei Eis und sonstiges kaltes Getrinke - als plötzlich der lustigste der Arlequins eine allzu grosse Kühle in den Beinen verspürte, und die Maske abnahm, und zu aller Welt Verwunderung ein veilchenblaues Gesicht zum Vorschein kam. Man merkte bald, dass solches kein Spass sei, und das Gelächter verstummte, und mehrere Wagen voll Menschen fuhr man von der Redoute gleich nach dem Hotel Dieu, dem Centralhospitale, wo sie, in ihren abenteuerlichen Maskenkleidern anlangend, gleich verschieden, und so schnell beerdigt wurden, dass man ihnen nicht einmal die buntscheckigen Narrengewänder auszog.

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