Hauptklasse Latein: Verlierer
Die vielen vorrückenden Paare kosteten natürlich anderen Paaren den erhofften Platz bzw. die
Verbesserung der letztjährigen Platzierung. Unter Ausklammerung der Finalisten sind dies
insbesondere:
Michele Orfeo und Véronique Lambrigger
Sie hatten sich an der letzten Meisterschaft mit ausgezeichnetem Tanzen den 7. Finalplatz
ertanzt, an der diesjährigen SM wurden sie 8. Sie drängen sich weniger auf als viele ihrer
Konkurrenten, gut möglich, dass u.a. dies eine bessere Platzierung vereitelte. Einzelne Posen
könnten ev. überdacht werden.
Michel Burlet und Nicole Burlet
Nach einer längeren Pause wieder voll dabei sind die Geschwister Michel und Nicole Burlet. Ihre
gute Technik, Rhythmik und grosse tänzerische Erfahrung als ehemaliges Spitzen-Paar sind sichere
Werte und sollten eigentlich immer eine gute Platzierung garantieren. Gemäss Reglement sind sie
nach der Pause offiziell wieder ein B-Klassen-Paar, was ihrem hohen tänzerischen Niveau bei
weitem nicht entspricht. Sie wurden denn auch locker 1. der B-Klasse, zogen als einziges B-
Klassen-Paar ins Viertelfinale ein und holten noch eine Platzierung in der A-Klasse, d.h. sie
haben als einziges Paar in der Latein-Sektion 2 Platzierungen erobert. Trotzdem sind sie mit dem
18. Platz im Gesamtklassement zu schlecht weggekommen. Mit ein Grund mag in der Paarerscheinung
liegen, sind sie doch vom Körper her sehr unterschiedlich gebaut.
Paarerscheinung: Ein Wertungskriterium? Der Artikel auf Seite 24 im CHTanz 3/2002 gibt darüber
Aufschluss: "the look" ist für den internationalen Erfolg von eminenter Bedeutung!
Enttäuscht dürften Laurent Knuchel und Silvija Coric gewesen sein: Die letztjährigen 13. belegten
dieses Jahr nur den 18. Platz.
Volker und Natascha Ponader
Letztes Jahr auf dem 15. Platz, dieses Jahr auf dem 21. Platz. Die Paarharmonie war nicht
optimal. Sie tanzt frech und natürlich, mit viel Rhythmus. Er fällt daneben teilweise etwas ab.
Das ist die Kurzkritik, z.T. berechtigt, z.T. aber auch oberflächlich. Man darf nicht vergessen:
Im Tanzsport steht hinter jeder guten Dame ein guter Herr, d.h. ein Partner, der seine Partnerin
optimal führt und präsentiert, der ihr Gelegenheit bietet, sich und ihre Qualitäten voll zu
entfalten. Dabei darf das eigene Tanzen aber nicht vernachlässigt werden. Speziell gut gefallen
haben bei Ponaders die Samba und der Jive, nicht gefallen hat das zum Kleid der Dame unpassende
weisse Hemd des Herrn (das schwarze Hemd, 14 Tage nach der SM an der Pink Elefant Trophy
getragene, war hingegen ideal).
Die neue Partnerschaft von Marco Bianchi und Tatjana Michel ist vielversprechend, braucht aber
noch etwas Zeit. Hier haben wir eine sehr gute, temperamentvolle Dame mit einem sicherlich gut
führenden Herrn. Die Tanzqualität des Partners leidet aber auch hier: Die gesunde Balance zu
finden zwischen Führung der Dame und Konzentration auf das eigene Tanzen ist gewiss nicht
einfach, müsste für einen Tänzer mit solch guten Voraussetzungen aber eigentlich möglich sein.
In der zweiten Ranglistenhälfte mussten Katharina und Reinhard Egli zu unrecht unten durch: Sie
tanzten mit viel Gefühl, Eleganz und Drama, zeigten interessante Choreographien und waren
geschmackvoll angezogen. Aber auch hier haben wir: Eine Superdame, die sich voll entfalten kann
und ein Herr, der ein wenig in ihrem Schatten steht. Dadurch ist die optimale Paarharmonie nicht
genug gewährleistet. Sie hätten trotzdem weiter vorne sein müssen.