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Hommage für

Walter & Marianne Kaiser


Die Wirkung auf Zeitgenossen, nachfolgende Tänzergenerationen



Stellvertretend für unzählige Bewunderer von Walter und Marianne Kaiser sei eine Aussage von Eugen Fritz und Ute Streicher zitiert, die Walter und Marianne Kaiser im Zeitraum ihrer tänzerischen Glanzzeiten von 1960 - 1965 erlebt haben:

"Wir strebten jetzt einen Stil an, bei dem durch die persönliche Eigenart auch jener Hauch von Exklusivität zu spüren sein sollte, den Eugen bei der grossen Tänzerin Marianne Kaiser so bewundernswert gefunden hatte." (aus: "Tanzen in Deutschland", S. 241)



Popularisierung des Schweizer Tanzsports

Ein erfolgreiches Tanzpaar fördert schon alleine durch den Erfolg das Ansehen und den Nachwuchs einer Nation. Wenn die Persönlichkeiten, wie im Fall von Walter und Marianne Kaiser, dazu noch Trainer und Turnierorganisatoren sind und auch sonst den Tanzsport auf der ganzen Linie fördern, ist das Resultat zwingend ein Aufschwung und eine Popularisierung. Im Bericht über die Kombi- und Latein-SM 1964 war denn auch zu lesen:

"Unter der tatkräftigen Leitung der Herren Maeder und Grossmann hat jedenfalls der Schweizer Amateurtanzsport in den letzten Jahren einen beachtlichen Aufschwung genommen, wozu sicher auch die Popularität und die internationalen Erfolge von Walter und Marianne Kaiser sowie international orientierte Trainer wie Frau Patzold-Garbujo und manche andere beigetragen haben."



Aufregung in England

Nach den Grosserfolgen von Walter und Marianne Kaiser in den Jahren 1964 und 1965 und Finalplatzierungen weiterer nichtenglischer Paare war 1966 in einem Artikel von Phyllis Haylor, einer der grossen Damen der Englischen Tanzgeschichte (gest. 1981), zu lesen:

"Is our supremacy ending? - A clear, cool look at the International Scene in 1966"
(Endet unsere Überlegenheit langsam? - Eine nüchterne Analyse der Internationalen Tanzszene 1966)

"...Whereas a few years ago isolated couples from Holland, Denmark and Switzerland were knocking tentatively at the door, now it is Germany that presents the most formidable challenge..."

(Nachdem vor einigen Jahren bereits vereinzelt Paare aus Holland, Dänemark und der Schweiz ungeduldig an die Türe geklopft haben, ist es jetzt Deutschland, das die grösste Herausforderung bietet)

Holland = Wim Voeten & Jeanne Assmann (Professionals, Standard, Latein, Kombination)
Dänemark = verschiedene Amateur-Paare aller Sparten
Schweiz = Walter & Marianne Kaiser (Professionals, Standard, Latein, Kombination)

(aus "The World of Phyllis Haylor and Ballroom Dancing")






Bill und Bobbie Irvine

Bill und Bobbie Irvine haben nicht alle, aber einige der Aufeinandertreffen mit Walter und Marianne Kaiser in ihrem biographischen Buch "The Dancing Years" (erschienen 1970) erwähnt:

"1963: ... Then came the big competitions, starting in April with the Star / U.K. at the Lyceum. That was on the 8th... Then on the 22nd the Star Nine-Dance was held... The World's Championships followed on the 7th May: we won the Ballroom title, came second to Marianne and Walter Kaiser of Switzerland in the Latin, and thus took the overall World's title." - S. 108

(Dann kamen die grossen Turniere, Star, U.K. in London, Star Kombination über 9 Tänze. Die Weltmeisterschaften folgten am 7. Mai: wir gewannen den Standard-Titel, wurden Zweite hinter Marianne und Walter Kaiser aus der Schweiz in Latein, und demzufolge Kombinations-Weltmeister)



"Blackpool 1964: We had also entered for the Latin-American title in Blackpool... But we came second in that to the Kaisers of Switzerland." - S. 129

(Wir tanzten ebenfalls um den Titel in den lateinamerikanischen Tänzen.. Aber wir wurden nur Zweite hinter den Kaisers aus der Schweiz)



1965, Embassy Ball, London:

"On March 25th Dance News came out with another headline: 'Irvines Beaten'. This was the Latin-American title of the Embassy Ball, in which we danced to a tie with Walter and Marianne Kaiser of Switzerland: on a count of marks, it was shown that we had the same amount but the Kaisers had the greatest number of firsts. We didn't mind; it was a good contest. It's come to something, though, when the headline reads: 'Irvines Beaten' - that's news!" - Seite 147

(Am 25. März war in der Dance News folgende Schlagzeile zu lesen: "Die Irvines geschlagen!" Es ging um den lateinamerikanischen Titel am Embassy Ball, in dem wir eine ex aequo-Platzierung mit Walter und Marianne Kaiser ertanzt hatten (dies war möglich, weil es nur 4 Tänze waren): wir hatten die gleiche Anzahl Marks, aber Kaisers mehr Einsen. Es machte uns nichts aus; es war ein schönes Turnier. Es gibt einem aber schon zu denken, wenn die Schlagzeilen lauten: "Irvines geschlagen" - das sind Neuigkeiten!)



Selbstverständlich waren beide Paare hervorragend. Aber Walter und Marianne Kaiser müssen in dieser Zeit so überlegen gewesen sein, dass sie sogar bei einem rein englischen Wertungsgericht immer die Nase vorne hatten. Das spricht wirklich für sie, aber auch für die Wertungsrichter!






Walter und Marianne Kaiser - unvergessen

Dass der Name Kaiser nicht in Vergessenheit gerät, dafür sorgt glücklicherweise u.a. Marianne Kaiser-Bingel mit der Tanzschule Kaiser in Zürich. Über den Kaiser-Ball wird alljährlich berichtet. Sporadisch wird dabei auch an die glorreiche Vergangenheit der einzigen Schweizer Professional Europa- und Weltmeister erinnert:

"Man weiss vage, dass deren (Tanzschul-) Besitzer, Walter Kaiser, mit Marianne Kaiser I. ein legendäres Turnierpaar bildete, europa- und weltmeisterlich gar, dass Marianne Kaiser II. die Schule mit besagtem Walter, ihrem ehemaligen Tanzlehrer, Ende der sechziger Jahre führte, sie 1988 kaufte und heute Alleininhaberin ist."

(Neue Zürcher Zeitung vom 7. Dezember 2002 zum 15-jährigen Jubiläum des Kaiser-Balls in Zürich)



Dezember 2002: Ball-Kaiserin Marianne feiert heute Nacht ein Jubiläum



Die englische Tanzzeitschrift "Dance Today" (ehemals "The Ballroom Dancing Times") veröffentlichte im Oktober 2002 einen spannenden Beitrag ("Rivalries" by Kit Hallewell) über die grossen Tanzduelle der Top-Paare der Vergangenheit, sozusagen der "Duel of the Giants" in Blackpool. Dass Walter und Marianne Kaiser darin nicht fehlten, versteht sich von selbst:

"It was in 1961 that Latin was introduced into the programme, and, as might have been expected, produced its own crop of rivalries, beginning with the early years when Walter and Marianne Kaiser of Switzerland strove to hold off Robert and Margaret O'Hara... The Kaisers took first in Latin in 1962, 1963 and 1964, closely challenged by the O'Haras, second in 1963 and 1964, but able to take first in 1965, when into third came Rudi and Mechthild Trautz who were to dominate this field for 1967, 1968, 1969 and 1970."

(1961 wurde Latein ins Programm integriert, und wie erwartet entwickelten sich auch dort - wie bereits im Standard - spannende Zweikämpfe, angefangen mit den ersten Jahren, als Walter und Marianne Kaiser aus der Schweiz Robert und Margaret O'Hara erfolgreich abwehrten... Kaisers wurden Erste in Latein 1962, 1963 und 1964, bedrängt von den O'Haras, die 1963 und 1964 Zweite wurden, aber 1965 den ersten Platz erobern konnten - ohne Kaisers - 1965 auf dem dritten Platz Rudi und Mechthild Trautz, die dieses Feld von 1967 - 1970 dominieren sollten.")



Oktober 2002: Rivalries in Blackpool



Tatsache ist jedoch, dass Walter und Marianne Kaiser in England nach wie vor viel bekannter sind und im Mutterland des Tanzsports auch heute noch über sie geredet und von ihnen geschwärmt wird. Dass dies in der Schweiz nicht so bleibt, war auch ein Anliegen des Verfassers dieser Hommage.



Eine Kurzfassung der Hommage (11 Seiten)
für Walter und Marianne Kaiser erschien im
August 2004 in der Tanzzeitschrift "CH Tanz"



40 Jahre ist es her, dass Walter und Marianne Kaiser ihre grossartigen Erfolge in Blackpool feiern konnten. Auch 40 Jahre danach sind sie unvergessen. Aus all den aufgeführten Kommentaren und Aussagen geht hervor, welche Begeisterung sie mit ihrem fantastischen Tanzen hervorgerufen haben. Ihre Technik, ihr Können und ihre Ausstrahlung dürften wegbereitend in vielerlei Hinsicht gewesen sein. Unmittelbar sichtbare Resultate waren die schnelle Erhebung des Latein-Turniers in Blackpool zum Championship-Status und die Akzeptanz der Cuban Rumba auch auf dem Kontinent.

Was hatte der pensionierte englische Tanztrainer in Blackpool zu mir gesagt: "Walter and Marianne Kaiser are one of the greatest Latin American Champions of all times!" Dass sie damit auch beste Vertreter und Botschafter für die Schweizer Tanzszene gewesen sind, versteht sich von selbst. Nicht nur ihre begeisternden und einmaligen Erfolge sondern auch diese Tatsachen verdienen höchste Anerkennung und Dank!

Michael Scherer






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