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Tissot Swiss-Inter-Cup 2003

4. Teil: IDSF International Open Standard

Im Wechsel mit den Lateinern wurde das Standard-Turnier ausgetragen. Leider gab es eine Terminkollision mit der Deutschen Standard-Meisterschaft, so dass in dieser Disziplin keine Paare aus Deutschland antreten konnten. Trotzdem waren 33 Paare am Start, wovon 6 gesetzte. Besonders gespannt waren die Zuschauer natürlich auf die amtierenden Weltmeister Mirko Gozzoli und Alessia Betti aus Italien.

Tissot Swiss-Inter-Cup 2003 Mirko Gozzoli & Alessia Betti, Italien



Die erste Runde wurde von 27 Paaren bestritten. Davon qualifizierten sich 12 Paare direkt für die 2. Runde, 15 Paare bestritten den "Re-dance" (Hoffnungslauf). Unter den direkt Qualifizierten befanden sich sowohl die Schweizermeister wie auch die Vize-Schweizermeister: Markus Zunker und Tetjana Antonenko holten sich 30 Marks (von wiederum 45 möglichen) und Thomas Szegö und Corinne Roost sogar 43!



Schweizer Topresultat zum Zweiten

Markus Zunker und Tetjana Antonenko hatten einen sehr verhaltenen Start. Nicht zum ersten Mal scheint die Vorrunde ihre schwächste Runde zu sein. Das kann ins Auge gehen, first impression, lasting impression! Die Direkt-Qualifikation war trotzdem gerechtfertigt. Im weiteren Verlauf steigerten sie sich und boten eine solide Leistung, konnten jedoch nie an ihre Bestform herankommen. Der "Look" stimmt, die tänzerischen Grundlagen auch, auch der Bewegungsablauf und die Harmonie. Sie drängten sich aber zu wenig in den Vordergrund, was in so einem Klassefeld von eminenter Wichtigkeit ist. Die leichte Vorlage des Herrn sollte analysiert werden. Erfreulich: Im Viertelfinal erhielten sie noch 20 Marks, was ihnen den 13. Platz einbrachte. Ein ausgezeichnetes Resultat! 4 Marks mehr und sie hätten sogar den Halbfinal erreicht. Das klappt sicher im nächsten Jahr.

Tissot Swiss-Inter-Cup 2003
Markus Zunker & Tetjana Antonenko



Schweizer Topresultat zum Dritten

Thomas Szegö und Corinne Roost verbessern sich mit jedem Turnier. Das macht Spass! Ihre Präsenz vom ersten Takt an ist wirklich beeindruckend und verdient alle Hochachtung. Sämtliche Tänze konnten sie weiter verbessern, der Quickstep scheint ihnen aber besonders gut zu liegen. Mit 32 Marks qualifizierten sie sich im Viertelfinale deutlich fürs Halbfinale und erreichten dort den ausgezeichneten 11. Platz. Herzliche Gratulation!

Tissot Swiss-Inter-Cup 2003
Thomas Szegö & Corinne Roost

Thomas und Corinne erhielten im Viertelfinal von 4 Wertungsrichtern je 5 Marks (das Maximum) von 3 Wertungsrichtern je 3 - 4 Marks, von einem Wertungsrichter 0 und von der schweizer Wertungsrichterin Rita Baumann 2 Marks. Damit war Rita Baumann auf dem Papier die "zweitschlechteste" Wertungsrichterin für Thomas und Corinne. Auch wenn wir Thomas und Corinne noch mehr Marks gegönnt hätten, finden wir die Haltung von Rita Baumann vorbildlich. Andere Paare haben ihr im direkten Vergleich besser gefallen, als logische Konsequenz hat sie diesen Paaren mehr Marks gegeben.

Vor Jahren hat ein deutscher Wertungsrichter an der Latein-Weltmeisterschaft ein vergleichbar grosses Format gezeigt. Damals war die Entscheidung so knapp, dass das deutsche Paare wegen einer fehlenden 1 den Weltmeistertitel verpasst hat. Der deutsche Wertungsrichter hatte in der Rumba dem deutschen Paar "nur" die 2 aufgehoben. Hätte er die 1 aufgehoben, wäre es Weltmeister geworden. Im Anschluss daran wurde der Wertungsrichter deswegen massiv angegriffen und gerügt!?

Die nationale Brille hat bei einem glaubwürdigen Wertungsrichter nichts zu suchen. Auch leistet man einem zu unrecht begünstigten Paar keinen Gefallen (am nächsten Turnier dieses Paares dürfte die Zusammensetzung der Wertungsrichter anders ausfallen). Leider ist das noch lange nicht allen Wertungsrichtern bewusst. Es ist jedoch an der Zeit, die alten, "ungeschriebenen" Gesetze zu durchbrechen, nicht nur im Hinblick auf die angestrebte Teilnahme an den Olympischen Spielen.

Tissot Swiss-Inter-Cup 2003



Die übrigen schweizer Paare (nur 5!) hatten Mühe, sich in diesem starken Feld zu behaupten. Sie erhielten in der 1. Runde zwischen 0 und 6 Marks und im Hoffnungslauf zwischen 0 und 8 Marks (= Plätze 27-32ex).



Die offizielle 2. Runde wurde mit 24 Paaren bestritten, der Halbfinal mit 12 und der Final mit 6 Paaren. An der Spitze dominierten wie erwartet die italienischen Paare: 5 Paare unter den besten 7 Paaren, das ist schon eindrücklich (1., 3., 5., 6. und 7. Platz).



Mirko Gozzoli und Alessia Betti
Die Weltmeister erhielten in den Vorrunden alle Marks und im Finale 45 x den 1. Platz (von 45 möglichen 1. Plätzen). Ein Traumresultat! Ihr Auftreten ist super-professionell, dazu bescheiden und sehr sympathisch.

Tissot Swiss-Inter-Cup 2003 Alessia Betti

Die Dame wirkt beinahe scheu, was sich schlagartig ändert, wenn der Tanz beginnt. Dann ist sie omnipräsent, aktiv, folgt jeder Bewegung des Herrn, präsentiert sich bestens. Ihr Partner ist auf eine feine Art dominant, führt die Dame routiniert und gekonnt durchs Geschehen und durchs Gewühl. Ihre Harmonie ist phänomenal, der Bewegungsablauf, die Weichheit, die Interpretation der Tänze sehr beeindruckend. Alles sieht leicht aus, locker. Nur der Kenner weiss, wie viel Arbeit dahinter steckt.

Tissot Swiss-Inter-Cup 2003
Mirko Gozzoli und Alessia Betti, Italien

Am Tissot Swiss-Inter-Cup haben Mirko Gozzoli und Alessia Betti nicht ihr ganzes Potential zeigen können. Haupthinderungsgrund war die für optimales Standardtanzen etwas zu kleine Tanzfläche. Dazu jeweils noch mindestens 6 Paare auf der Fläche, da wird es schwierig, richtig loszulegen. Ihre Darbietung begeisterte dennoch und selbstverständlich gewannen sie hoch verdient!



Misa Cigoj und Anastazija Novozilova
Ein weiteres Superpaar aus Slowenien, mit hervorragenden Ergebnissen. Zudem das einzige Paar, das am Tissot Swiss-Inter-Cup in beiden Disziplinen, Latein und Standard, startete! Das bedeutete ein Umzieh-Marathon zwischen jeder Runde in kürzester Zeit. Obwohl sie in der Regel pünktlich auf der Fläche erschienen, hat es ihnen für die 2. Runde Standard nicht gereicht (sie waren in beiden Disziplinen gesetzt, die 2. Runde Standard war demzufolge ihre erste Standardrunde, erfolgte jedoch zu kurzfristig nach der Lateinrunde). Sie verpassten den English Waltz und den Tango! Das waren Schrecksekunden, nicht nur für uns. Die restlichen drei Tänze haben sie getanzt, aber würde das reichen? 3 Tänze à 9 Marks = 27 Marks. Je nachdem könnte das noch eng werden. Es reichte! Knapp, aber immerhin. Mit 24 Marks war man gerade noch dabei. Wie erwartet, hatten sie die 27 Marks geholt.

Tissot Swiss-Inter-Cup 2003
Misa Cigoj & Anastazija Novozilova, Slowenien

Diesem Paar wurde früher im Standard und Latein zu viel Show vorgeworfen. Zudem hatten sie ihre Standard-Choreographien mit vielen individuellen Schritten und Interpretationen ergänzt und waren teilweise etwas wild (auch als grosse Fans von diesem Paar geben wir es zu). Die Show ist zwar noch da, aber die zu wilden Stellen sind geglättet worden. Die tänzerischen Elemente überwiegen auf begeisterndem Niveau. Ihre Weichheit im Standard ist grossartig, wie auch ihre Harmonie und Ausgeglichenheit in allen 10 Tänzen. Vor zwei Jahren hatte Misa Cigoj in der Rumba einen extrem langsamen Solo-Seitspagat eingebaut, präsentiert von seiner Partnerin. Nun versinken beide gemeinsam in einen Spagat, der Herr geht früher aus der Pose, die Dame später. Toll!

Tissot Swiss-Inter-Cup 2003
Misa Cigoj & Anastazija Novozilova

Am Tissot Swiss-Inter-Cup ertanzten sie sich in der Latein-Sektion den ausgezeichneten 3. Platz, im Standard sogar den 2. Platz (mit Platzziffer 10, d.h. 2. Platz in allen Tänzen)! Fürs weltmeisterliche Umzieh-Tempo (sogar für die beiden Siegerehrungen!) hätten sie zudem eine Goldmedaille verdient.



Fazit aus schweizer Sicht: 1 Paar unter den besten 7 Paaren im Latein, 2 Paare unter den besten 13 Paaren im Standard, das lässt sich wahrlich sehen! Im Latein ist die Lücke der restlichen schweizer Paare nicht ganz so gross wie im Standard, aber immer noch zu gross.



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