Weshalb die offene Wertung?
Traditionsgemäss werden in einigen Ländern die Finalwertungen nach dem zweiten Tanz und dann nach
jedem weiteren Tanz offen gezeigt. Dies ermöglicht den Tanzpaaren eine Verschnaufpause zwischen
den Tänzen und die Paare, Zuschauer und Wertungsrichter wissen, wer wo steht.
Aufmerksame Beobachter können dabei feststellen, dass gut bewertete Paare in der Regel in den
verbleibenden Tänzen noch besser auftanzen, schlecht bewertete Paare jedoch einbrechen.
Auffallend ist auch, dass die Wertungsrichter sich im letzten Tanz plötzlich sehr einig sein
können, auch wenn das in den vorangegangenen Tänzen nicht der Fall war. Dies kann mit der
veränderten Leistung der Paare zusammenhängen, muss aber nicht.
Der Modus der offenen Finalwertung nach jedem Tanz wurde im Laufe der Zeit an Schweizer
Meisterschaften dahingehend geändert, dass die offene Wertung erst nach Absolvierung aller
Tänze am Schluss en bloc gezeigt wurde. Die "Tortur" an der diesjährigen Meisterschaft zeigt aber,
dass auch dieser Modus noch einmal überdacht werden müsste.
Die offene Wertung sollte ganz wegfallen
Eigentlich spricht nichts dagegen, dass man die offene Wertung ganz weglässt. Dies wird nicht
nur im Mutterland des Tanzsports, in England, schon seit eh und je so praktiziert, auch in der
Schweiz an der Reg Borrow Basic Trophy wird dieses System angewendet.
Die Paare und Zuschauer dürften 10 Minuten Wartezeit (mit z.B. Gelegenheit zu mehr Publikumstanz)
ohne weiteres verkraften, bis die Siegerehrung Aufschluss über die definitiven Ränge gibt.
Die interessierten Paare und Zuschauer können die vom Schiedsgericht aufgehängten Finalwertungen
nach der Siegerehrung heute schon studieren.
Die Wertungsrichter schliesslich sind nicht ganz so exponiert und kommen nicht in Versuchung,
ihre Wertungen während der offenen Finalwertung zu korrigieren, d.h. den anderen Wertungsrichtern
anzupassen (so geschehen an einer Schweizermeisterschaft vor noch nicht langer Zeit!).
Und last but not least: Wäre ein Vertreter des olympischen Komitees an dieser Meisterschaft
anwesend gewesen und hätte diese Wertungen miterlebt, der Tanzsport hätte nicht die geringste
Chance, je an einer Olympiade teilnehmen zu können. Nach den Erfahrungen im Eiskunstlauf mit
Nationen-und ehemals Ostblock-/Westblock-Wertungen sind die Verantwortlichen zu Recht
sensibilisiert. Nota bene: Im Eiskunstlauf ging es in der Regel nur um 0,1 oder 0,2 Punkte
Abweichung!