Um was geht es bei einer Schweizer Meisterschaft?
Für die meisten Paare ist es der Höhepunkt im Turniertanzjahr, an der Schweizer Meisterschaft
teilnehmen zu können. Die Schweizer Meisterschaft sollte Gelegenheit bieten zur Bestandesaufnahme, wie steht ein Paar im Vergleich zu den anderen teilnehmenden Paaren, welche Fortschritte hat ein Paar seit der letzten Meisterschaft gemacht, wie kommt ein Paar zurecht bei grösseren Startfeldern, ev. grösserer Nervosität etc. In Vorbereitung auf die nationale Meisterschaft wird neben dem Training u.a. auch ein grosser Aufwand, gedanklich und finanziell, die Kleider betreffend betrieben.
An der Spitze des Teilnehmerfeldes geht es zudem darum, geeignete Landesvertreter zu finden, die
die Schweiz an grossen internationalen Wettkämpfen würdig vertreten können, wobei als
Zielwettkämpfe Welt-und Europameisterschaften an erster Stelle stehen, aber auch an anderen
Turnieren wie Einladungsturnieren u.s.w. ein positives Bild eines Landes gegeben werden soll.
Die Verantwortung der WertungsrichterInnnen ist dementsprechend gross und wird nur noch von den
Verbandsfunktionären übertroffen, welche die WertungsricherInnen aussuchen.
Die Wertungsrichter
Oft und meist zu Unrecht wird über die Wertungsrichter geschimpft. Es gibt Turniere, da ist
eigentlich nur der Sieger so richtig zufrieden und manchmal nicht einmal der (wenn er z.B. als
Top-Favorit nicht alle erwarteten Einsen abholt). Klar gibt es die sogenannten "politischen"
Wertungen, d.h. Trainer, die ihre eigenen Paare zu gut bewerten, Klub-Wertungen, Landeswertungen
- das sind die negativsten Erscheinungen des Tanzsports. Und dennoch: Die meisten
Wertungsrichter bemühen sich um grösstmögliche Objektivität - auch wenn vergleichende Wertungen
immer subjektiv sind, kann man sich um grösstmögliche Objektivität bemühen - und über die Jahre
gibt es meist einen gerechten Ausgleich für ein früheres, ev. zu schlechtes Abschneiden eines
Paares.
Wenn hingegen wirklich mittelmässige oder sogar ungeeignete Wertungsrichter am Werk sind, ist
Kritik sicher angebracht. In den letzten Jahren konnten an den Meisterschaften die zuvor
erwähnten, hohen Ansprüche nicht von allen eingeladenen Wertungsrichtern erfüllt werden. Auch
an dieser Meisterschaft müssen berechtigterweise Vorbehalte bezüglich einzelner Wertungsrichter
angebracht werden.
Die Wertungsrichter-Auswahl
Geeignete Wertungsrichter zu finden ist sicher keine leichte Aufgabe. Das Niveau des Schweizer
Tanzsports kann schon seit längerer Zeit, mit einigen wenigen Ausnahmen, dem internationalen
Vergleich nicht mehr standhalten, die Top-Wertungsrichter reissen sich deshalb nicht unbedingt
darum, in der Schweiz werten zu können. Zudem sind sie oft sehr beschäftigt und auf Jahre
ausgebucht.
Die Kombination Latein-Meisterschaft gemischt mit Senioren 1-Meisterschaft birgt zusätzliche Probleme. Sollen die Wertungsrichter im Verhältnis der teilnehmenden Paare angefragt werden (es gibt Wertungsrichter, die eher Standard-, andere, die eher Lateinspezialisten sind)? An der November-SM nahmen 62 Latein-und nur 14 Standard-Paare teil, grob genommen also ein Verhältnis von 4 : 1...
Was tun?
Fest steht, dass es Verbesserungen braucht und Missstände behoben werden müssen. Vorschläge dazu
kann jeder anbringen, sei es über den Klub oder persönlich. Alle Änderungen müssen so erfolgen,
dass sie ausschliesslich den Turnierpaaren zugute kommen, sind doch die Turnierpaare das Kapital
und Aushängeschild des Schweizer Tanzsports.
Wünschenswert für Meisterschaften wäre u.a.:
- Eine grössere Anzahl guter und qualifizierter Wertungsrichter (mind. 9)
- Dass die Schweizer Meisterschaften wieder nach Sparten abgehalten würden, d.h. Standard und
Latein getrennt, und die Wertungsrichter entsprechend ausgesucht würden.
- Wenn alle Meisterschaften am selben Wochenende oder gemischte Meisterschaften an einem Tag
stattfinden müssen, sollte dies nur mit zwei Wertungsrichter-Panels (Gruppen) möglich sein, je
einem für Standard und Latein.
Persönliche Interessen und Vorlieben dürfen bei der Auswahl der Wertungsrichter auf keinen Fall
eine Rolle spielen.
Die grössere Anzahl Wertungsrichter ist u.a. eine Kostenfrage. Ich bin aber überzeugt, dass die
meisten Turnierpaare bereit wären, für ein gutes Wertungsgericht an Meisterschaften ein
entsprechendes Startgeld zu leisten (z.B. Fr. 20.-- bis Fr. 30.-- pro Paar).