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Die Schweizer Meisterschaften 2003 - Teil 7


Tango, Tango tanzen i gärn

Mit em ne schöne Ma vo Bärn

Mit em ne wüeschte mag i nit

Lieber tanzen i Tango nit!


Das wäre auch ein reizvoller Anfang des SM-Berichtes gewesen. Oder "Bern ist eine Reise wert" - die wunderschöne Altstadt im Aarebogen mit den Laubengängen ist wirklich sehenswert! Ein Ausschnitt aus dem Grusswort von Bundesrat Samuel Schmid im Programm-Heft der SM hätte sich auch geeignet... Gut, dass einem die Ideen nicht ausgehen.



Senioren 2

18 Paare am Start, ein Favorit für den Titel (Ehepaar Varisco als Titelverteidiger), ein Top-Favorit für den Vizemeister (Ehepaar Riesen), eine neue Paarzusammensetzung (Ehepaar Albin) und auch deshalb ein schwer vorhersehbarer Ausgang ab Platz 3 - das waren die Voraussetzungen der Senioren 2-Konkurrenz.

Wer meckert, die Senioren hätten weniger Schwung und Rasse zu bieten als andere, weniger interessante Choreografien und dass sie weniger Publikum anziehen würden, dem kann man nur sagen: Stimmt nur bedingt! Und: selber auf die Fläche stehen und besser machen!

Auch die Senioren bereiten sich so gewissenhaft wie möglich auf ein Turnier vor. Sie sind meist konstanter in der Paarbeziehung als jüngere und sind dem Turniertanz schon seit vielen Jahren treu. Körperlich spürt der eine oder andere Widerstände, alles andere wäre nicht normal. Aber die Routine und Erfahrung ist deutlich sichtbar, und viele Seniorenpaare sind sich ihrer Vorbildfunktion bewusst. In einem Senioren 2-Umkleideraum ist eine so schlechte Stimmung, wie sie manchmal bei einigen Latein-Spitzenpaaren anzutreffen ist (auch an dieser Schweizer Meisterschaft), auf alle Fälle undenkbar.

Oft findet man die Senioren auch als fleissige Helfer im Hintergrund. Das muss honoriert werden. Auch das hat Vorbildfunktion Nicht nur für diese letztgenannten Punkte hätten sie einen kräftigen Applaus verdient!

Aufgefallen punkto Musik: Bei den Senioren II wurde an der Schweizer Meisterschaft und wird häufig auch an anderen Turnieren extra langsame Musik abgespielt, z.B. beim langsamen Walzer oder Slowfox, dies auch aus gut gemeinten Schongründen. Langsame Musik ist aber viel schwieriger zu interpretieren als Musik in Normaltempo. Man tut den Paaren mit den langsamen Musikstücken also nicht unbedingt einen Gefallen.

Evelyne & Michael Scherer



Paarhinweise (nach Startnummern)


SM September 2003
Paar Nr. 37, Platz 5, Sabine & Djelloul Bouliche

Das energieraubende Tanzen und die Konditionsschwierigkeiten kommen daher, dass das Paar die Schwünge nicht laufen lässt. Im Wiener Walzer tanzte es zu rund, statt in die Weite, in grossen Ovalbewegungen. Es ist deutlich sichtbar, dass die Dame mit ihren langen Beinen sich gerne viel mehr bewegen möchte, dass sie sich aber ihrem Partner anpasst. Ich hätte es in diesem Fall gerne umgekehrt gesehen! Das Paar erhielt Plätze von 3-6.



SM September 2003
Paar Nr. 41, Platz 4, Myrtha Lienhard & Eduard Gaiser

Das sind vielleicht nimmermüde Tanzbesen! Die Freude am Tanzen strahlt aus bis zu den Wertungsrichtern und bis zum Publikum. Und so kommt man ins Finale! Alles Rotierende, Leichtfüssige steht ihnen immer noch gut, der musikalische Tango bringt Marks. Es sollte nun vermehrt am Schwung und an der Ausdehnung der Bewegungen gearbeitet werden. Da muss die Dame gut mithelfen und ihren Teil selber aktiv leisten.

NB: Dieses Paar belegte Platz 3 auf der GPS-Jahresrangliste, der Lohn für Fleiss und Erfolg!



SM September 2003
Paar Nr. 42, Platz 3, Renata & Johann Albin

Ist der Wiener Walzer dieses Paares noch zu wenig ausgetanzt und mutig im Schwung, so zeigt sich der Tango doch als guter Tanz. Wenn man so vorbildlich schlank und rank und gut aussehend wirken kann, so hat man die Wertungsrichter, die vor allem The Look bewerten schon in der Tasche. Das erklären die Platzierungen von 2 bis 6.



SM September 2003
Paar Nr. 49, Platz 2, Ruth & Rudolf Riesen

Das Höhentraining in St.Moritz scheint Früchte getragen zu haben. Das Paar scheint sowieso besonders gut an grossen Turnieren oder Meisterschaften motiviert, sein Bestes zu zeigen. Die Paareinheit ist besser geworden, das gemeinsame Absenken besser getimt. Es ist aber weiter ausbaufähig. Die quirlige Dame sollte dem Herrn etwas Zeit lassen, damit er immer zum Führen kommt. Vor allem im Wiener Walzer drängelte sie. Der wurde zu schnell getanzt. Mit dieser bewegungshungrigen Dame im Arm könnte der Herr viel mehr aus sich heraus kommen. Dann wäre das Feuerwerk perfekt.



SM September 2003
Paar Nr. 50, Platz 6, Elf Heinzelmann & Günter Rudack

Die langjährige Erfahrung und grosse Routine ist auch bei diesem Paar sichtbar. Der Herr holt sich schon mit der ruhigen Oberlinie Punkte. Etwas mehr Schwung in die Weite beim Wiener Walzer hätte der Vorstellung gut getan. Im Walzer könnte das Paar noch mehr "aufdrehen" und etwas wagen, dieser Tanz ist zu brav. Immerhin konnte das Paar Platzierungen von 3-6 ergattern.



SM September 2003
Paar Nr. 51, Platz 7, Silvia & Alfred Schott

Walzer war nicht im Takt getanzt. Wichtig: Zu langsamer und zu schneller Musik trainieren, so hat man weniger Überraschungen am Turnier. Körper mehr laufen lassen und Schwung durchtragen, bis zum Ende des Taktes, oder bis zum Ende der Figur, würde mehr Weite ins Tanzen bringen. Schade, dass die Wertungsrichter nicht genug Marks fürs Finale gaben, dorthin hätte das Paar hingehört. Leider war die zweite Runde weniger gut als die erste. Waren das Konditionsprobleme?

NB: Dieses Paar belegte Platz 2 auf der GPS-Jahresrangliste!



SM September 2003
Paar Nr. 54, Platz 1 Susanne & Walter Varisco

Auch wenn man zuoberst auf dem Treppchen steht, muss man weiter üben und sich verbessern: Im Slow wünsche ich mir keine betonten Aktionen auf 3, und wenns im Eifer des Gefechts passiert, so wie am Turnier, so hätte es spätestens im Hover wieder "ausgebügelt" werden können. Im Quickstep müssen die Lücken weg. Im Wiener Walzer würde es die Dame sehr schätzen, wenn der Herr die Senkrechte in der Haltung bewahren würde. Wie wärs mit ein bisschen Arbeit mit den Fussgelenken? Mit mehr Kraft könnte man die Schwünge noch vergrössern und das Tanzen noch attraktiver gestalten.

Evelyne Scherer



SM September 2003

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